Donnerstag, 3. Juni 2010

Titicacasee: Dem Lago Sagrado entlang

Die 500-Höhenmeter-Stadtverkehrsfahrt aus La Paz nach El Alto verläuft einfacher als befürchtet. Lufttechnisch ist - bis auf ein paar einzelne Extremstinker und Einrusser - der stark verschmutzte und stinkende Stadtbach neben der Strasse das Schlimmste. Verkehr und Steigung sind erträglich. Glücklicherweise lassen wir es bei der Idee bleiben, einen "direkteren" Weg nach El Alto zu wählen, denn in den oberen Regionen verbinden Treppen anstelle von fahrbaren Strassen die Häuser. Von oben geniessen wir ein letztes Mal den Anblick dieser faszinierend mitten ins Gebirge gebauten Metropole.


Wieder auf dem Altiplano treffen wir nicht wie erwartet auf einsame Andenlandschaft. Stattdessen radeln wir von einer Siedlung zur nächsten. Teilweise erinnern uns die überall verteilten Häuser an das Appenzellerland (wo der Sage nach ein Riese am Säntis seinen Sack voll Häuser aufgerissen haben soll, so dass es nun kaum einen Flecken gibt, wo nicht ein Haus hingefallen ist).

Die Region um den Titicacasee ist sehr fruchtbar und deshalb auch entsprechend bewohnt. Bei soviel Zivilisation ist es gar nicht so einfach, ein Zeltplätzchen inkl. geschützter Toilettengelegenheit zu finden. Im Gegensatz zu Argentinien und Chile scheint der Zaun in Bolivien (zum Glück) noch nicht erfunden zu sein. So bauten wir unser Zelt einmal inmitten bewirtschafteter Zone auf einem Flecken Wiese auf. Promt wurden wir am nächsten Morgen von einer bolivianischen Bäuerin und ihrem Mann begrüsst, die ihre Kühe neben unserem Zelt anbanden. Nach einem gwundrigen Blick in unser Zuhause schien sie unsere Anwesenheit nicht weiter zu stören.

Uns scheint es, dass viele Leute hier ein paar wenige Tiere halten und kleine Felder bewirtschaften. Die Bauern leben in bescheidenen Lehmhütten die uns oft an Togo erinnern.

Die Tiere (Kühe, Esel, Schweine, Schafe, Lamas) werden in der Regel alleine oder zu zweit an einen Pflock gebunden, wo sie ihren Radius einen Tag lang abfressen können. Besonders auffallend sind die vielen Esel mit ihrem lustig aussehenden Zottelfell.

Sie werden als Transportmittel für Getreide und Binsen gebraucht. Oft tragen sie so viel davon auf ihrem Rücken, dass vom Esel darunter nur die vier Beine zu erkennen sind.

Wir sehen hier auch häufig vollständig verterrassierte Hügel. Viel scheint nicht mehr bewirtschaftet zu sein, trotzdem gibt es die eine oder andere Terrasse mit Getreide, Kartoffeln oder ähnlichem.
Die Terassen sind meistens sehr klein, geschätzte 5x10m2. Wenn eine Terrasse Fussballfeldgrösse erreicht, so wird diese auch entsprechend genutzt :-)

Obwohl wir eigentlich dem See entlang fahren, müssen wir zweimal richtig aufwärts treten. Damit verändert sich die Landschaft und wir erhalten Aussicht auf andere Landschaften und den dunkelblau unter uns liegenden Titicacasee. Auf dem wunderbaren Höhenweg ca. 200 Meter über dem See geniessen wir das geniale Panorama und ein exklusives Zeltplätzli.


Zwischen den beiden Aufstiegen liegt eine 800 Meter breite See-Enge, welche wir mit einfachen Holzfähren überqueren. Anscheinend lohnt es sich nicht, mit zwei Radfahrern ans andere Ufer zu fahren. So warten wir eine Weile, bis das nächste Auto ankommt und der Fährmann endlich ablegt. Sogar Reisecars werden damit in beachtlicher Schräglage von der einen zur anderen Seite verschifft.

Wir kommen immer näher ins frühere Zentrum des Inkareiches. Als Einstieg besuchen wir die "Geburtsstätte" der Inka, die Isla del Sol bei Copacabana.
Copacabana

Für die Überfahrt per Boot müssen wir zuerst ein Boot anheuern. Die Preisverhandlungen in Yampupata verlaufen zäh: Wir haben es offensichtlich mit einem Monopol zu tun. Trotzdem, wir bezahlen die für bolivanische Verhältnisse sauteuren 30 Franken für die einstündige Fahrt ans nördliche Ende der Insel.
Die Ruinen empfinden wir wenig spektakulär und vor allem von Touristen überlaufen. An insgesamt drei "Zollstationen" müssen wir Eintritt für den entsprechenden Inselabschnitt bezahlen... Auf der dreistündigen Wanderung in den Süden über die hüglige Insel haben wir herrliche Ausblicke auf umliegende Inseln und die hohen schneebedeckten Berge der Cordillera Real.

Unterdessen sind wir in Puno, Peru angelangt. Hier gäbe es die schwimmenden Inseln der Uros zu besuchen, welche anscheinend aufs äusserste vermarktet werden. So lassen wir diese aus Binsen gebauten schwimmenden Wohnplattformen rechts liegen und fahren gleich weiter Richtung Cuzco.

Herzliche Grüsse
Marlis & Matthias

4 Kommentare:

Raphael hat gesagt…

Sali zaeme

So als Tip: Wenn ihr ueber den Abra la Raya gefahren sind kommt bei der Abfahrt auf der rechten Seite der Strasse (ich schaetze so 10 km nach Passhoehe) ein schoenes Thermalbad, wo man auch nebenan zelten kann und sehr guenstig ist. Allzuviele schoene einsame Plaetzchen werden dann naemlich immer seltener in Peru.

viel Spass weiterhin!

Gabriel hat gesagt…

Was, auf diese Boote sollen noch Reisebusse gehen? Ich glaube, da hätte ich dann doch zuviele Zweifel, um noch mitzufahren! :-O

Euch zwei wünsche ich noch einen schönen Endspurt bis wir euch ja doch schon bald wieder auf Schweizer Strassen, bzw. in Schweizer Bahnen, antreffen! ;)

Liebe Grüsse,

Gabriel

Unknown hat gesagt…

Liebe Marlis, lieber Matthias,

so ganz allmählich müßt Ihr Euch ja doch damit vertraut machen, demnächst wieder zur "Normalität" zurück zu kehren (wenn`s auch ganz sicher schwer fällt).
Ganz bestimmt werdet Ihr dann oft mit Wehmut an die zurückliegende Tour denken ... und bald wieder anfangen, über weitere Touren nachzudenken. Brigitte und ich, wir haben mit Spannung Euren Blog verfolgt und uns mitreis(s)en lassen. Der "Virus" war wieder ansteckend, wir werden 2011 wieder nach Argentinien fliegen (voraussichtlich Salta), die Räder mitnehmen und uns Richtung Puna orientieren. Bei unserer aktuellen Planung sind uns Euere Berichte sehr willkommen.

Ich möchte bzgl. der Planung bei dieser Gelegenheit anfragen, ob ich mir evtl. eines Euerer Bilder für meine Homepage "borgen" darf, sozusagen als Titelbild für unsere Planung. Gern (wenn Ihr mögt) verküpfe ich es auch mit einem Link zu Euerem Blog.

So, nun wünschen wir Euch noch ein grossartiges Finale und hoffen bald wieder von Euch zu hören (und zu lesen)

Brigitte & Arno

Marlis & Matthias hat gesagt…

@Raphael: Vielen, vielen Dank. Ohne deinen Tipp hätten wir diese Thermen sicher rechts liegen lassen!

@Gabriel: Deine Zweifel haben entweder alle Busreisenden auch oder gar die Fährmänner. Erstere setzen nähmlich mit einer etwas geeigneteren Personenfähre über :-)

@Arno & Brigitte: Salta ist eine sehr gute Idee! Trotz Mietauto ist diese Region mit ihren uns so fremdartigen Quebradas eines der Highlights unserer Tour.
Ein Bild darfst du gerne verwenden, mit oder ohne Link.
Und: Nach 6 Monaten freuen wir uns auch mal wieder auf unser eigenes Bett :-)