Sonntag, 20. Juni 2010

Machu Picchu: Son locos, los Inkas!

In Cuzco einen Anbieter für eine Tour nach Machu Picchu zu finden ist einfach: Viele Geschäftseingänge beherbergen - häufig neben Souvenirs, Geldwechsel, Internet, Lebensmitteln oder gar einem Café - irgendeine Agentur, welche dieselben Touren wie alle anderen anbietet. Etwas schwieriger ist es, einen Anbieter zu finden, dessen Leistungen man vertraut.

Da der "original" Inka Trail erstens sehr teuer (bis über 600 Fr./Person) und zweitens für die nächsten drei Monate ausgebucht ist, entschieden wir uns für die Alternative "Inka Jungle Trail". Wir klapperten bei einem Stadtspaziergang diverse Büros ab. Alle boten mehr oder weniger dasselbe zwischen 160 und 195 USD an. Unterschiede konnten wir kaum ausmachen. Der günstigste bot einfachste Familienunterkünfte im Mehrbettzimmer ohne heiss Wasser an, der teuerste versprach uns anständige Doppelzimmer sowie interessantere Routenoptionen. Trotz der riesigen Konkurrenz schafften wir es nicht, einen Rabatt auszuhandeln und buchten bei letzterem...

Wie von der Agentur versprochen, wurden wir pünktlich in unserem Hostel abgeholt. Unter "wir holen euch im Hotel ab" hatten wir uns einen Bus vorgestellt. Der Guide kam jedoch zu Fuss und begleitete uns zum Sammelplatz, wo wir auf die übrigen vier Mitausflügler trafen.
Zuerst gings mit dem Bus durch das heilige Tal der Inkas auf den Abra Malaga (4350 M.ü.M), von wo wir mit gerade noch funktionierenden Mountainbikes Richtung Santa Maria (1430 M.ü.M) in der peruanischen Selva fuhren.
 

Im Dörfchen vor dem ersten Gegenanstieg - nach ca. 3 Stunden abwärts fahren - verluden wir die Bikes wieder. Gemäss Agentur hätten wir diese Auf-und-ab-Strecke mit den Bikes fahren sollen, von Verlad war nie die Rede. Nun ja, so waren wir etwas früh in Santa Maria, wo wir die lange Wartezeit bis zum Nachtessen mit einem Kaffeeplantagenbesuch und Kartenspiel verkürzten.

Am zweiten Tag waren sieben bis acht Stunden Dschungel-Trek angesagt. Wir wanderten durch eine für uns neue Vegetation, entlang an Bananenstauden, Kaffeesträuchern, Kokaplantagen, Avocadobäumen und diversen anderen exotischen (Frucht)Pflanzen. Ab und zu gab es eine frischgepflückte Orange, Guave, Maracuja oder ähnliche Frucht zum probieren. Nicht alle waren gleich schmackhaft, aber interessant war es alleweil.

Der Weg führte uns mit unterschiedlichem vertikalen Abstand entlang des Flusses Urubamba (resp. Vilcamayo in Quechua, der Sprache der Inka). Für ein paar hundert Meter benutzten wir einen Inka-Pfad. Es ist schon ein spezielles Gefühl, wenn man auf einem vor über 500 Jahren von den Inkas in unwegsamem Gelände aufwendig angelegten Pfad geht.

Die letzten Kilometer bis Santa Theresa konnten wir wegen der Erdrutsche anfangs dieses Jahres nicht auf dem Wanderweg fortsetzen und folgten der Strasse. Schon bald hielt ein kleiner Lastwagen an, der uns auf seine Ladefläche einlud. Wir konnten diesem Erlebnis nicht widerstehen und liessen uns bis Santa Theresa durchschütteln.

Der dritte Tag begann mit einer Seilbahn-Flussüberquerung, dann ging es bis zum Mittagessen mehrheitlich einer wenig spektakulären Schotterstrasse entlang.

Nach der Mittagspause in Hidroelectrica (Wasserkraftwerk und Endstation der Bahnlinie, welche von Cuzco nach Machu Picchu führt) folgten wir den Bahnschienen. Zum Glück verzichteten wir auf die Versuchung, die letzten Kilometer bis Aguas Calientes (sozusagen das Basislager für Machu Picchu-Touristen) mit dem Zug zu fahren. Hier erwartete uns der schönste Abschnitt des ganzen Treks: In extrem grüner, dschungelartiger Umgebung und inmitten eindrücklicher Berge und Felswände folgten wir den Schienen und dem Fluss.

Ab und zu konnten wir gar einen Blick auf Teile von Machu Picchu erhaschen (im Bild unten ganz oben links).

Wir genossen es, uns per Bike-/Trekkingtour langsam dem mystisch anmutenden Machu Picchu zu nähern und dabei nochmals eine für uns neue Landschaft kennen zu lernen. Nun trennte uns nur noch eine kurze Nacht vor diesem Highlight...

Tagwache war um 4.30 Uhr. Eine halbe Stunde später waren wir bei der Bushaltestelle, wo schon hunderte andere Touristen auf den ersten Bus von 5.30 Uhr warteten. Obwohl wir mit einem grösseren Andrang gerechnet hatten, erstaunte uns diese Menge. Die Busse fuhren jedoch im Minutentakt ab, so dass wir trotzdem zur Türöffnung um 6 Uhr in Machu Picchu ankamen. Dort trafen wir auf unseren Guide, der uns durch die Ruinen führen sollte. Wir konnten wählen, ob wir einer englischen oder spanischen Führung folgen wollten. Weil uns der spanisch sprechende Guide sympatischer war und das Englisch des anderen wenig überzeugte, folgten wir dem kleineren spanischen Grüppli. In den letzten sechs Monaten hatten wir "on the trip" genügend spanisch gelernt, dass wir den Ausführungen des Guides ohne grössere Verständnisschwierigkeiten folgen konnten. Darauf sind wir natürlich auch ein bisschen stolz :-)
Terrassen und Häuser am Haupteingang zu Machu Picchu
Im Hintergrund der namengebende Berg Machu Picchu ("Alter Berg"),
zuoberst das Wächterhaus, von wo man das typische Machu Picchu Foto schiessen kann.

Im Anschluss an die Führung bestiegen wir den Huayna Picchu ("Junger Berg"). Der Zugang ist aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Ruinen und Wege auf 400 Leute pro Tag beschränkt. Als Frühanwesende hatten wir kein Problem, einen der Zugangscoupons zu erhalten.
Machu Picchu wie wir es bisher von Bildern kannten.
Der grosse Berg ist Huayna Picchu.

Der Weg auf den Huayna Picchu ist extrem steil. Am Berg sind Terrassen angelegt, deren Wände mit der fast senkrecht abfallenden Felswand verschmelzen. Geländer gibt hier keine. Ein Fehltritt und man fände sich im mehrere hundert Meter tiefer fliessenden Fluss Urubamba wieder. Für uns unbegreiflich, wie und warum die Inkas in solchem Gelände Wege, Terrassen und Gebäude bauen konnten.
Aussicht vom Huayna Picchu. Links Zufahrtstrasse und Haupteingang,
rechts der Fluss Urubamba mit Eisenbahnstrecke, der wir am Vortag entlang gewandert sind.

Am Huayna Picchu wanderten wir zu einem abgelegenen Mondtempel, der nur von wenigen Touristen besucht wird. Der steile Weg führte uns durch dschungelartigen Wald und an steilen Felswänden vorbei.

Aussen- und Innenansicht des Mondtempels.
Dieser abgelegene Tempel ist erstaunlich fein gemauert.

Nach der gut dreistündigen Wanderung gönnten wir uns das Picknick auf dem anderen Berg neben Huayna-Picchu. In diesem von Touristen überfluteten Ort waren wir ganz alleine und genossen den Ausblick auf die vor uns liegende mystische Stadt.

Dann gings weiter durch die Ruinenstadt und die etwas ausserhalb gelegene "Zugbrücke". Diese wurde erst vor ein paar Jahren restauriert und liegt an einem verfallenen Inka-Pfad. Auch hier fragen wir uns, wie die Inkas auf die Idee kamen, hier durch einen Weg zu bauen.

Der Pfad führt mitten durch die Felswand...

Die restliche Zeit bis zur Schliessung um 17 Uhr genossen wir nochmals den Anblick dieses beeindruckenden Ortes. Kaum vorstellbar, wie die Inkas zu jener Zeit all diese Kunstwerke geschafft hatten. Wie die Stätte wohl vor Ankunft der Spanier ausgesehen hat? Schade, dass die Inkas keine Schrift kannten und somit vieles Spekulation und Interpretation ist (nicht einmal der ursprüngliche Name Machu Picchus ist bekannt). Gleichzeitig macht gerade dieser Umstand die Geschichten um die Inkas rätselhaft, mystisch und faszinierend. 

Hier noch ein paar weitere Eindrücke:
Vorne das Gefängnis, in der Mitte der Sonnentempel und hinten links das Wächterhaus.

Der Tempel der drei Fenster, der durch besonders fein geschliffenes Mauerwerk auffällt.

Blick auf die Handwerkerzone in der Abendsonne.

Lamas auf einer der obersten Terrassen Machu Picchus.

Am gleichen Abend - leider erst kurz vor 22 Uhr gings dann per Zug und Bus wieder zurück nach Cuzco. Um zwei Uhr waren wir wieder in unserem Hostel. Erschöpft aber tief beeindruckt vom Erlebten fielen wir ins Bett. Nach einer eher kürzeren Nacht waren wir morgens um 9 Uhr wieder bereit mitzuverfolgen, wie die Spanier sich an den Schweizern die Zähne ausbissen. 

Die restlichen Tage verbringen wir in Cuzco, wo wir noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten besuchen werden. Am 22. Juni geht es per Bus nach Lima, von wo aus es dann endgültig nach Hause geht. Am Freitagabend kommen wir gerade rechtzeitig für das dritte Schweizer Fussballspiel in Zürich an.
Beste Grüsse
Marlis & Matthias

4 Kommentare:

Ueli+Heidi hat gesagt…

Wiederum ein eindrücklicher Bericht mit ebensolchen Bildern.

Wir wünschen euch gute Busfahrt nach Lima und anschliessend stressfreien Heimflug.

Bis bald, liebe Grüsse
Ueli+Heidi

Anonym hat gesagt…

wow!!! was für Bilder!!!!
...lg wieder back in GR
the wakelins =)

Gabriel und Lijun hat gesagt…

Wir wünschen euch gute Flüge auf der letzten Etappe der Flittermonate!

Danke vielmals für die vielen interessanten Berichte und einzigartigen Fotos. Damit geht dann wohl auch unsere virtuelle Südamerikareise zu Ende.... :(

Liebe Grüsse und bis übermorgen,

Gabriel und Lijun

Marlis & Matthias hat gesagt…

@Ueli+Heidi: Danke! Busfahrt war bestens, Flug wird es hoffentlich auch...

@the wakelins: Danke! Freut uns, wenn wir von unserer Faszination auf diesem Weg etwas in die Bündner Berge senden können :-)

@Gabriel und Lijun: Euch danke für das fleissige "mitbloggen". Noch ist die Reise nicht ganz zu Ende. Wer weiss, was uns bis Ostermundigen noch alles erwartet...