Donnerstag, 24. Juni 2010

Rund um Cuzco: Im Reich der Inkas

Trotz einigen leeren Versprechungen (die "interessanteren Routenoptionen" waren inexistent, die Bikeroute entsprach nicht den Angaben) und nur teilweiser Zufriedenheit mit der Agentur, bei welcher wir Machu Picchu gebucht haben, entschieden wir uns, bei demselben Anbieter weitere drei Touren zu buchen. Diesmal handelten wir einen anständigen Rabatt aus und bezahlten erst mal nur Tour Nummer eins. Unser Misstrauen war noch nicht ganz verflogen und schliesslich wollten wir aus den begangenen Fehlern und Erfahrungen etwas lernen. Somit blieb uns die Möglichkeit offen, bei unbefriedigendem Preis-Leistungsverhältnis die zwei weiteren Touren bei einem anderen Anbieter zu buchen.
Wegen angekündigten Strassenblockaden in und um Cuzco bot sich die City-Tour per Mountainbike an, denn mit dem Velo konnten wir die Hindernisse leicht umfahren. Zusammen mit unserem Guide Cesar genossen wir einen herrlichen Tag ohne Gepäck und mit gefederten Bikes. Die Landschaft gefiel uns sehr gut und die technischen Singletrails übertrafen unsere Erwartungen. Nur die Bikes hätten noch etwas besser bremsen und schalten können.


Wir erfuhren viel Interessantes über Land und Leute und besuchten einige archäologische Stätten. Cesar nahm uns mit auf eine Reise durch das Reich der Inkas. In Tambomachay, einer Erholungs- und Kultstätte der Inka, erfuhren wir, dass das Wasser des genial gebauten Inkabrunnens anscheinend für unser peruanisches Lieblingsbier "Cusqueña" verwendet wird.
Tambomachay, der Brunnen ist links in der Mitte zu erkennen.

In Qenqo war es ein Opfertisch in einer Höhle, der uns zum Staunen brachte und in Sacsayhuaman beeindruckten uns die riesigen, perfekt bearbeiteten und aufeinander passenden Felsen. Kaum vorstellbar, wie die Inkas diese Steine bewegten, schliffen und zu Mauern zusammenbauten.
 Quenqo: Riesiger gemeisselter Opfertisch in einer Höhle.

Riesige Mauersteine in Sacsayhuaman.

Wir waren mit dem Tag durchaus zufrieden und fühlten uns wie auf einem Bikeausflug unter Kollegen. Unser Bild von Peru korrigierte sich langsam wieder in Richting "positiv". Müde, aber um viele interessante Informationen reicher kehren wir ins Hostal zurück und freuten uns bereits auf den kommenden Tag.

Die Bike-Tour Nummer zwei führte uns ins Valle Sagrado (Heiliges Tal). Leider war nicht die ganze Strecke an einem Tag per Bike möglich. So legten wir einige Kilometer per Taxi zurück und wissen seither, dass im Kofferraum eines Kombis problemlos drei Velos Platz finden. In einem kleinen Tierpark hatten wir endlich die Gelegenheit, unsere Spekulationen über die Unterscheidung von Lamas, Alpakas, Guanakos und Vicuñas durch Fakten zu ersetzen. Es dürfte aber weiterhin schwierig bleiben, denn es gibt Kreuzungen, welche eine eindeutige Zuteilung erschweren. Jedenfalls haben wir uns köstlich amüsiert ab den witzigen Vierbeinern.
Ein Alpaka Suri, das nur alle zwei Jahre geschert wird.

Ein frisch geschertes Lama.

Ein paar ganz "normale" Alpakas (ganz rechts Marlis, kein Alpaka).

Zusätzlich zum Streichelzoo werden hier die Tiere geschoren und deren Wolle mit natürlichen Farben auf urtümliche Weise eingefärbt und von Hand verarbeitet. Die Produkte sind wunderschön, jedoch sündhaft teuer.
Mit diesen natürlichen Rohstoffen wird die Wolle gefärbt.

Unser nächster Stopp war bei den archäologischen Stätten von Pisac.

Hier haben uns - nebst den steilen, im Felsen gebauten Treppen - die Inkagräber am meisten fasziniert. In einem Steilhang sind diverse Löcher und einige Bruchstücke von Inkamauern zu sehen. Da wurden die mumifizierten Toten begraben. Auf die ewige Reise wurden ihnen wertvolle Gegenstände mitgegeben, welche aber allesamt geplündert wurden.

Im Städtchen Pisac kämpften wir uns durch den farbenprächtigen Markt. Wegen fehlender Touristen waren wir ein gefundenes Fressen für die aufdringlichen Verkäufer/innen. Trotzdem schafften wir es, ein paar preiswerte Souvenirs zu kaufen. Den Aufenthalt hielten wir kurz, denn anstatt die Zeit mit nervenaufreibenden Preisdrückerspielchen zu verbringen, wollten wir lieber noch einige Bikestrecken abseits der Hauptpiste bewältigen. So durchfuhren wir dank Cesar das Heilige Tal der Inkas auf Wegen, die wir alleine nie befahren hätten.

Nach dem späten Mittagessen stiegen wir auf einen Bus um, damit es auch für das entfernte Ollantaytambo reichen würde. Dabei kamen wir nochmals in den Genuss hautnah erlebter peruanischer Kultur. Auf dem Dach unseres Busses befanden sich nebst einigen Gepäckstücken zwei Schafe. Zudem musste der Sitzplatz im Bus erkämpft werden: Brav folgten wir den Anweisungen Cesars und drängelten ohne jegliche Rücksichtnahme in den Bus. Im vollgestopften Fahrzeug ging es nur harzig voran. Der Chauffeur schien Bedenken zu haben wegen der Strassenblockaden. Die ungeduldigen Passagiere riefen durcheinander, er solle endlich loslegen, es gäbe keine Probleme und sie hätten schliesslich etwas bezahlt. Die Zurufe bewegten sich zwischen Ermutigungen, Beleidigungen und forschen Befehlen. Schliesslich setzte sich die Masse durch. Es ging eine Weile gut voran, bis die Strasse entgegen aller Beteuerungen von vorhin blockiert und für Autos unpassierbar war. So stiegen wir alle aus und die kommenden Kilometer mussten zu Fuss zurück gelegt werden. Immer wieder mussten Hindernisse überschritten werden. Diese waren kreativ gestaltet: Wir fanden riesige Felsbrocken, Kakteen, Scherben, Sträucher, Baumstämme, Metallrohre sowie demonstrierende Menschen. Für uns war längst klar, dass der geplante Besuch von Ollantaytambo, einer weiteren Inka-Stätte, vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr möglich sein würde. Etwas enttäuscht nahmen wir die Planänderung zur Kenntnis und wandern bis Urubamba, wo wir das erste anhaltende Taxi Richtung Cuzco erkämpfen.

Mittlerweilen wussten wir, wie man sich dabei anstellt. Trotzdem bliebt einiges an Unverständnis zurück. Unser Guide fegte einen bereits halb sitzenden Passagier von dessen Platz. Dieser machte sich nach einem kurzen, heftigen Wortwechsel verärgert aus dem Staub. Wir sassen im Taxi und waren froh, damit "nichts" zu tun zu haben. Eine Frau, die lange um eine Mitfahrgelegenheit bettelte, fand schliesslich im Kofferraum einen Platz. So geht das hier zu und her. Einmal mehr neigte sich ein ereignisvoller Tag dem Ende entgegen.

Bei der dritten und letzten Tour besuchten wir Moray. Die in Kreisform angelegten Terrassen wurden anscheinend für experimentelle Zwecke genutzt. Auf den 11 Terrassen, welche in insgesamt 30 Meter Höhenunterschied angelegt sind, konnten die Inkas herausfinden, in welcher Höhe welche Sorte Getreide, Kartoffeln oder Mais am besten gedeihen. Wir hatten uns die Anlage bedeutend grösser vorgestellt und waren somit nicht ganz so beeindruckt davon. Dass damit ein Mikroklima erreicht wird, anhand dessen man einen Höhenunterschied von 1000 Metern pro Terrasse simulieren kann, konnten wir uns nicht vorstellen. So blieben dazu einige Fragezeichen.

Über herrliche Singletrails ging es weiter zu den Salzterrassen von Maras.


Diese beeindruckten uns bedeutend mehr. Hier wird Salz in grossen Mengen gewonnen und mit Jod angereichert, so dass es für uns Menschen essbar wird. Wir spazierten den Terrasssen entlang und bewunderten diese Anlage. Auch sie ist ein Überbleibsel der Inkas.


Als letzter Besuch waren die am Vortag ausgelassenen Ruinen von Ollantaytambo angesagt. Cesar fand aber plötzlich, dass es mit den Velos zu kompliziert sei, drückte uns etwas Geld in die Hand und liess uns diesen Ort alleine besuchen. Etwas erstaunt über den schnellen Abschied besuchten wir die gut erhaltene Inka-Stätte auf eigene Faust. Ohne Guide war es leider nur halb so spannend. Trotzdem waren wir begeistert von den ausgeklügelten unterirdischen Wassersystemen und den perfekt aus dem Felsen gemeisselten (?) Steinbrocken. Auch die Frage, wie einige gigantische Steinwände den Weg an ihren Platz gefunden hatten, bleibt unbeantwortet. 


Dafür war das Busfahren spannender... Leider erwischten wir für die Heimfahrt einen "Bummler" mit Umweg, was uns beinahe das gemeinsame Abendessen mit Moni, Flo und Martina - sie sind auch mit dem Fahrrad unterwegs und wir haben sie zum ersten mal im Torres del Paine (Chile) getroffen - kostete. Schliesslich schafften wir es aber noch rechtzeitig zurück nach Cuzco und wir genossen den spannenden Austausch mit den Dreien.

Die letzten Tage in Cuzco verbrachten wir mit dem Verfolgen des bedauerlichen Fussballspieles der Schweiz gegen Chile und dem Einkaufen einiger Souvenirs.
Eine 20stündige Busfahrt - mit Panoramasitz in der vordersten Reihe des oberen Stockes - brachte uns schliesslich nach Lima. Entgegen aller Befürchtungen verging die Zeit schnell, es war warm und das Klo funktionierte anstandslos.

Morgen Abend geht es via Madrid zurück in die Schweiz. Wir kommen am 25. Juni 2010 - wenn alles planmässig verläuft - um 18.35 Uhr im Flughafen Zürich an und freuen uns auf unser eigenes Bett.

Liebe Grüsse
Marlis & Matthias

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tschau zäme
Herzlich willkommen zu Hause und vielen Dank für die interessanten Reiseberichte mit den fantastischen Bildern. Eure Reise war auch für uns ein spannendes Erlebnis!
Bis bald!
Viele Grüsse
Marianne und Heiri