Dienstag, 12. Januar 2010

Porvenir: Gefürchteter Gegenwind bleibt aus, dafür 4h Wartezeit an der Grenze...

Weil auf dem Weg bis Porvenir/Punta Arenas keine gesicherten Verpflegungsmoeglichkeiten bestanden, tankten wir in Rio Grande unsere Wassersaecke voll und kauften fuer sieben Tage Esswaren ein - und zwar solche, die wir nicht am Zoll von Chile abgeben mussten (keine Fruechte und Gemuese, keine Milchprodukte, kein Fleisch). Die 220 km waeren unter "normalen" Bedingungen vielleicht in drei, max. vier Tagen zu meistern, aber mit Gegenwind mussten mir mit dem doppelten Zeitaufwand rechnen und uns dementsprechend versorgen.


Mit dem Gegenwind war es dann doch nicht so schlimm wie befuerchtet. Jedenfalls hatten wir nach unseren ersten Erfahrungen vor Rio Grande mit Schlimmerem gerechnet. Am ersten Tag kamen wir sogar sehr gut vorwaerts. Die weiteren Tage hatte es dann etwas mehr Wind, aber immer noch ziemlich gut fahrbar. Wir kaempften uns mit in der Regel mit ca. 7 bis 9 km/h vorwaerts, was bei ca. 5 h Fahrzeit jeweils zwischen 40 und 50 km ergibt. Es kam jedoch auch vor, dass die Strecke anstaendig abwaerts ging, wir dazu kraeftig in die Pedale treteten damit uns der Wind nicht rueckwaerts hoch bliess...



Fast etwas mehr Geduld verlangte uns der Grenzuebertritt in San Sebastian von Argentinien nach Chile ab: Ganze vier Stunden standen wir Schlange fuer das Erstehen des notwendigen Ausreisestempels (1h) bzw. Einreisestempels (3h) sowie fuer die Zollformalitaeten. Ausser der langen Wartezeit gab es keine Schwierigkeiten beim Uebertritt. Interessant war, wie geduldig und brav alle Leute warteten, bis sie an der Reihe waren. Da wollten wir natuerlich nicht auffallen... :-)


Die Menschen hier sind sehr nett, hilfsbereit und interessiert. Die Autofahrer winken oft und hupen. Wir verstehen sie als gute, kraftspendende Wuensche und es ist erstaunlich, wie wertvoll uns diese freundlichen Gesten sind. Wir fuehlen uns in Chile wie in Argentinien sehr sicher. Nicht selten werden wir auf unsere Reise angesprochen. Leider haben sie einen recht starken Dialekt, der schwierig zu verstehen ist. Wir freuen uns trotzdem jedesmal, wenn wir etwas spanisch reden koennen (ok, Matthias schaut manchmal auch nur ratlos drein).


Am vierten Tag ging uns allmaehlich das Wasser aus. Am "Strassenrand" befinden sich zwar ab und zu mal Estancias (Bauernhoefe), die uns vielleicht aushelfen koennten. Diese sind jedoch entweder verlassen oder soweit vom Strassenrand entfernt, dass wir uns den Abstecher nicht leisten wollen. Unterwegs sind die Tuempel so dreckig, dass sie den Wasserfilter sofort verstopfen. Als wir nur noch insgesamt 2 Liter Wasser hatten und noch mit 2 Tagesetappen bis Porvenir rechneten, hielt jedoch ein Camper an und fragte uns ob wir Wasser bauchen. Wow, das war ein Aufsteller. Es waren Schweizer und sie gaben uns 8 Liter Wasser. So konnten wir wieder sorglos weiterradeln.


Nach fuenf Tagen ohne zu duschen kam allmaehlich ein unertraegliches Geschmaecklein hoch. So waren wir froh, in Porvenir eine Unterkunft gefunden zu haben. Auch wenn in einer "Abstellkammer", dafuer mit Bad/Dusche, was wir sehr genossen. Da das Wasser aus dem Hahn schon braeunlich war, konnten wir nicht genau erkennen, wieviel braun von uns war... Aber nun sind wir wieder sauber und alles konnte ueber Nacht trocknen. Denn die Nacht zuvor hat es erstmals durchgeregnet und wir mussten unser Zelt leider nass einpacken.


Heute Abend geht es mit der Fähre von Porvenir nach Punta Arenas, wo wir nochmals ein trockenes Hostel aufsuchen und uns einen Ruhetag goennen werden. Von dort geht es anschliessend wieder durch einsame Strecke hoch nach Puerto Natales. Kilometermaessig sind es nochmals ca. 250 km und wir rechnen mit noch etwas mehr Wind als bisher.

Herzliche Gruesse
Marlis und Matthias




4 Kommentare:

Gabriel hat gesagt…

Hallo ihr Eselsbändiger!

Es freut, zu hören, wie gut ihr euch mit dem Wind abfindet... eindrückliche Bilder habt ihr angehängt. Da sieht der Weg echt unendlich aus, den ihr vor habt und hinter euch bringt. Ist aber sicher auch entspannend - wenn ich so als Gegensatz an Schanghai denke, welches an Dichte kaum zu überbieten ist! Aber ihr kommt ja auch wieder einmal in südamerikanische Städte, wo es sehr belebt zu und her gehen können soll...

Schneegrüsse aus Zürich

chnuspi on tour around the world hat gesagt…

Da sind meine 40 Minuten warten an der Grenze in die USA aus Kanada ja ein Klacks .....

Rückenwind wünsche ich euch, vielleicht nützt es ja.

Gruss
Thomas

Anonym hat gesagt…

Hallo zäme
Warten an der Grenze, na ja Personenfreizügigkeit gibt es halt nicht überall! Wir hoffen, Ihr habt - nach all den Strapazen - Eure angenehme Dusche nun geniessen können. Wir wünschen Euch weiterhin spannende Erlebnisse in dieser fantastischen Gegend.
Viele Grüsse aus dem verschneiten Ostermundigen
Marianne und Heiri

Alois-Erwin Kälin hat gesagt…

Guten Tag!

Ihr habt uns wieder viel erzählt und es bleiben kaum mehr Fragen offen. Schleppt ihr denn tatsächlich noch einen Laptop mit? - und wie übertragt ihr die Fotos ins Internet? - müsst ihr dazu einen Festanschluss haben? - oder geht das über Funk und Satellit? Ich bin technisch nicht ganz up-to-date.

Am besten gefallen hat mir eure Begegnung mit dem "Wasserträger"! Das war ja wieder ein Zufall! Und dann war dieser Mann auch noch einer von der andern Seite der Erdkugel wie ihr Beide, dazu exakt ebenfalls noch aus der Schweiz. Und genau zur richtigen Zeit und ohne dass ihr fragen musstet ...

Dass es nur schmutziges Wasser in Tümpeln hat, erstaunt mich ein wenig. Wahrscheinlich war das wegen des Regens so. Nach eigenen Quellen graben könnt ihr ja nicht auch noch.

Wie war es auf der Fähre und was sahet ihr am Ruhetag?

Bei uns war es kalt und frostig, gestern und vorgestern sonnig und/oder neblig. Ich habe davon auch etwas zum Ansehen:
http://picasaweb.google.com/AloEveritas/Hundwilerhohi#

Die Bildreihe davor zeigt etwas vom Frost. Es fehlen jedoch noch sehr viele Bilder.

Barbara und ich wünschen euch gute Tage und aufheiternde sowie prägende Momente für höhere Zwecke des Menschseins!

Papa