Freitag, 26. Februar 2010

Coihaique: Pause...

Juhee, das frühe Aufstehen lohnte sich! Als wir die Hoffnung auf Mitnahme mit der 06:30 Uhr Fähre schon fast aufgegeben hatten, wurden die sieben erwartungsvoll wartenden Frühaufsteher gebeten, auch noch einzusteigen. Welche Erleichterung! Die Überfahrt dauerte ca. drei Stunden und verlief, trotz der bis zu drei Meter hohen Wellen, ruhig. In Puerto Ibanez gönnten wir uns an einem romantischen Plätzchen am See zuerst ein richtiges Frühstück: Früchte, Schinken-Rührei, Joghurt, Müesli und richtige Portion(en) Schoggimilch :-).

Anschliessend ging es - nach langem wieder einmal auf Teerbelag - bei erträglichem Gegenwind Richtung Coihaique, das noch gute 120 km in der Ferne lag. Vorbei gings am Cerro Castillo, einem imposanten Berg, der wie ein vertürmeltes Schloss in der Landschaft steht. Auch passierten wir mit 1120 m.ü.M den höchsten Punkt der Carretera Austral. Der Anstieg war wider Erwarten gar nicht so übel und wir mussten feststellen, dass die Anstiege von Länge und Höhenmetern ganz unseren schweizerischen Gewohnheiten entsprechen. Ausser dass wir hier ein bepacktes Velo von ca. 60 bis 80 kg vorwärts bewegen.

Seit unserem ersten Regentag auf der Carretera Austral vor über 10 Tagen geniessen wir richtiges Sommerwetter. Unsere Winterkappen, Handschuhe und warmen Kleider sind tiefer in die Packtaschen gerutscht.

Bei schon fast unerträglichen 30 Grad keuchen wir aufwärts. Abwärts frieren wir dann wieder im kühlen Gegen- resp. Fahrtwind. Wir sind froh, haben wir die erste Hälfte dieser als Regenroute bekannten Strasse trocken erfahren dürfen und hoffen, dass dies uns auch noch ein paar weitere Tage gegönnt bleibt. Bis jetzt trifft für uns der häufig verwendete Begriff für die Carretera Austral "Traumstrasse im Süden Chiles" durchaus zu. Auch wenn wir als bisherigen Höhepunkt den Abstecher abseits davon nach Chile Chico bezeichnen würden...

Jetzt sind wir in Coihaique, der Provinzhauptstadt, wo wir diverses erledigen können. So waren nach über 2000 km die Ketten etwas lottrig und wollten ausgewechselt werden. Auch Geld konnten wir endlich wieder besorgen. Seit wir in Chile sind (immerhin schon über zwei Wochen) war es nirgends möglich, Bares abzuheben. In Cochrane konnten wir ein paar Euros aus unserer Reserve tauschen, in Chile Chico haben wir von einem deutschen Radlerpaar Dollar erhalten, welche wir in Puerto Ibanez von einem Schweizer Paar gewechselt bekamen. Die auf der "Toilette" im Gebüsch liegengebliebene Sonnenbrille holten wir im mit unserer Hilfe angeschobenen Fahrzeug von Strassenarbeitern (wäre immerhin mindestens eine mühsame Stunde Fahrt gewesen, diese Brille mit dem Velo zurück zu bringen). Wir staunen über die Hilfsbereitschaft der uns doch nur kurz bekannten aber trotzdem schnell vertrauten Leute. Wir sind dankbar dafür und freuen uns, beim Reisen auch immer wieder positiv überrascht zu werden.

Wir geniessen den Ruhetag hier und kompensieren unsere ungemütlich erlebte Pause in Cochrane: Wir testen in Restaurants Pisco Sour, edle Fleischstückchen, weissen Lachs (hmm, das ist eine andere Geschichte, die bereits in Vergessenheit geraten ist) sowie gutes, einheimisches Bier bei Live-Musik. Das Sitzen auf einer Parkbank ist auch gemütlich und durchaus nicht uninteressant. Das nachfolgend abgebildete Gefährt würde sich sicher auch auf dem Sedel oder Gurten grosser Beliebtheit erfreuen (und die Bewegungsfreude der heutigen Computergeneration - zu der wir glücklicherweise nicht gehören, hüstel, hüstel- fördern).


Weiter geht es Richtung Norden. Wahrscheinlich über Futaleufu nach Bariloche, Argentinien. Vielleicht aber doch auch via Chaiten irgendwie nach Puerto Montt. Zweite Variante ist wegen aktueller Vulkantätigkeit stark gefährdet. Auch sollen ausserhalb der Hauptsaison kaum mehr Fähren fahren, die uns von Chaiten fort bringen könnten.

Liebe Grüsse
Marlis & Matthias

Montag, 22. Februar 2010

Chile Chico: Steiles Auf und Ab in die Sackgasse...

Der im letzten Blogartikel befürchtete Regen blieb bisher grösstenteils aus. Einzig im bislang ersten durchfahrenen Regenwald war es wirklich nass. Ansonsten sind wir jetzt endlich im Sommer angekommen.

Matthias hat sich sogar den obligaten Sommersonnenbrand eingefangen (warum auch Sonnencreme einstreichen, wenn es am Morgen nach einem Regentag ausschaut?). Bei bis zu 30 Grad stradeln wir die unterschiedlichsten Hügel hoch: Manchmal pampaähnlich, manchmal gebirgig, manchmal im Wald, manchmal einem Fluss oder See entlang. Es ist spannend auf der Carretera Austral: Hinter jeder Kurve, hinter jedem Hügel erwartet uns neues, überraschendes.
 

 

Sonnenschein sei Dank entschieden wir uns, das von allen immer wieder erwähnte Caleta Tortel aufzusuchen. Für uns bedeutete dies eine Tagesetappe von 44 km in eine "Sackgasse". Caleta Tortel ist ein modernes Pfahlbauerdörfchen: Häuser und Wege sind auf Holzpfählen an einem sumpfigen Felsabhang gebaut. Das Dorf kann daher nur zu Fuss erkundet werden.

Über die Gründe, warum das Dorf gegründet wurde und in solchem Gelände gebaut werden musste, haben wir uns nicht informiert. Wir staunten etwas, dass wirklich Leute dort zu leben scheinen (und das auch die neun Monate ausserhalb der Touristensaison). Es war ein interessanter Abstecher in ein einzigartiges Dorf, den wir nicht bereuen.

Nachdem wir seit Villa O'Higgins vier Nächte wild campierten, freuten wir uns auf die fünfte Nacht im nächsten grösseren Städtchen Cochrane (3000 Einwohner). Dort war wieder einmal etwas Ausspannen und Kleider waschen geplant. Nachdem wir unsere erste Enttäuschung über den nicht ganz unseren Wünschen und Bedürfnissen entsprechenden Standards der Unterkünfte überwunden hatten, entschieden wir uns für ein günstiges Hostel. Wir waren froh, gleich im Haus unsere stinkig-feuchten Kleider waschen lassen zu können. Damals ahnten wir noch nicht, dass uns dieser Service den Schlaf rauben würde. Wie hier üblich, wurden unsere Sachen draussen über dem Holzzaun aufgehängt und über Nacht draussen gelassen. Weil Marlis' Rücken von der miserablen Matratze und den fehlenden Lättchen schmerzte, war sie hellwach, als es zu regnen begann. Pflichtbewusst wie eine gute Hausfrau ging sie mitten in der Nacht nach draussen und holte die Wäsche rein, welche vom Wind teilweise bereits auf den Boden geweht wurde. Vor dem Zusammenlegen musste jedoch beinahe aus jedem Ärmel und Hosenbein mindestens ein "Ohremüggler" heraus geschüttelt werden (welche auf dem bereits vorher schmutzigen Teppich ihren bitteren, zertrampten Tod fanden)... Müde und unerholt freuten wir uns darauf, Cochrane bald wieder verlassen zu können und hofften, bald ein gemütlicheres Plätzchen zu finden.

Um den Weg interessanter zu gestalten hatten wir uns für den Weg über Chile Chico mit der Fährüberfahrt nach Puerto Ingeniero Ibanez entschieden. Als Entscheidhilfe dienten die Angaben anderer Toureros: Geniale Aussicht und abwechslungsreiche Strecke, aber auch streng weil über 100 km steiles Auf und Ab und zum Teil extrem schlechte Strasse. Wir nahmen die Herausforderung mit gemischten Gefühlen an. 


Die Strecke war so atemberaubend, dass die Mühen der knapp 2500 Schotterhöhenmeter beinahe in den Hintergrund gerieten.


Während zwei wunderschönen, sonnigen, windfreundlichen, warmen Tagen folgten wir mehr oder weniger der Küste des Lago General Carrera mit ihrem Ausblick auf die angrenzenden Gletscherberge des Campo de Hielo Norte und die gegenüberliegende Bergkette.

Auf dieser Strecke fanden wir das bis anhin beste Übernachtungsplätzchen. Zwar direkt an der Strasse, dafür jedoch mit Sicht auf See, Berge und Sonnenuntergang!

Nun sind wir in Chile Chico und wollen die Fähre nach Puerto Ingeniero Ibanez nehmen. Im Büro wurde uns mitgeteilt, dass erst am Donnerstag, also in vier Tagen, wieder buchbare Plätze verfügbar seien. Chilenische Reisende informierten uns, dass wir es aber auch spontan versuchen könnten, da immer wieder zusätzliche Passagiere zugelassen wurden. Deshalb begaben wir uns also pünktlich zur Fähre, wo wir - mit ca. 15 weiteren hoffenden Reisenden - nach eineinhalb Stunden warten enttäuscht wurden. Na ja, morgen um 06:30 fährt ja wieder eine Fähre, vielleicht starten wir nochmals einen Versuch im Glauben, dass sonst nicht mehr so viele Leute bei diesem hohen Enttäuschungsrisiko auf die Mitfahrgelegenheit warten würden. Es ist einfach etwas früh, wenn man sich in den Flitterferien bereits um 5 Uhr aus dem Schlafsack kämpfen muss, ohne zu wissen, ob es sich überhaupt lohnen würde.
 
Alternativ bietet sich die Rückfahrt auf derselben Strecke an, welche wir aber versuchen werden, per Pick-up zurück zu legen. Einen Grenzübertritt und den Umweg über Perito Moreno, Argentinien, möchten wir - nur schon der Grenzformalitäten wegen - vermeiden.

So hoffen wir nun - glücklicherweise bei schönem Wetter - auf einen erfolgreichen zweiten Versuch, per Fähre nach Puerto Ingeniero Ibanez zu gelangen oder erfolgreiches "stöpplen". Anschliessend folgen ein paar Tage radeln, bis wir aus Coihaique vom Weg aus unserer Sackgasse berichten können...

Beste Grüsse aus Chile Chico, der warmen Oase Patagoniens
Marlis & Matthias

Freitag, 12. Februar 2010

Villa O"Higgins: Kräfteraubende Wanderung an der argentinisch/chilenischen und unserer körperlichen Grenze

Es begann gut: Bei mehrheitlich schönem Wetter radelten wir von El Chalten auf einer Schotterpiste durch eine mit grünen Wäldern, Mooren, Bächen und Seen geschmükte Landschaft bis zum Lago del Desierto. Dazu wurden wir mit herrlichem Blick auf gewaltige Schneeberge, Gletscher und Wasserfälle verwöhnt.

Anschliessend ging es mit der Fähre über den Lago del Desierto, wo wir uns nochmals erholten, um die anspruchsvolle Etappe des nächsten Tages ausgeruht meistern zu können: Der Grenzübertritt nach Villa O'Higgins, Chile, war immer wieder Thema, wenn wir Toureros aus der Gegenrichtung trafen. Die einen verfluchten besagte Passage, andere warnten uns vor der bevorstehenden Herausforderung und gaben uns Tipps. Einer schwärmte - im Kontrast zu allen anderen - von der Abwechslung, die ihm dieser sumpfige Wanderweg geboten hatte...

Frohen Mutes starteten wir am nächsten Morgen, so dass es für die Fähre am (Montag)Abend nach Villa O'Higgins reichen sollte. Wie erwartet, war der Weg schwierig: Es ging steil bergauf, so dass wir die voll bepackten Velos nur zu zweit hoch schieben konnten. Später kamen sogar über den Weg liegende Baumstämme dazu, so dass wir die Velos zur Überwindung des Hindernisses ent- und wieder beladen mussten. Es wurde immer schwieriger, im Dickicht einen Weg auszumachen.

Allmählich begannen wir zu zweifeln, ob wir auf dem richtigen Weg waren. Klärung brachte die nochmalige Rückkehr zur Grenzwache, welche uns einen anderen als richtigen Weg zeigte. Bevor wir uns auf diesen begeben konnten, mussten wir jedoch unsere Velos oben aus dem Dickicht holen. Wir hatten sie vorsichtigerweise oben gelassen, weil wir den Weg nicht zweimal machen wollten. Unser Abstecher auf diesen Irrweg kostete uns drei Stunden Energie und die Fähre, welche wir kaum mehr schaffen würden. Die nächste sollte erst zwei Tage später und auch erst am Abend fahren.

Wir begannen nochmals von vorne, diesmal aber richtig. Die Hoffnung, dass dieser Weg besser als unsere eigene erste Variante sein könnte, zerschlug sich ziemlich rasch. Zwar hatten wir nicht mehr mit Dickickt zu kämpfen, dafür aber mit steilen Matschpassagen, welche unserer beider Kräfte brauchte, um ein bepacktes Velo nach oben zu bringen.

Nebst Sumpf, welcher die Velos nabentief aufsaugte, kamen immer auch wieder Flüsse dazwischen, welche unser ganzes Geschick und Kraft forderten. Meistens halfen uns einige morsche Baumstämme, fast trockenen Fusses das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Es wollte einfach nicht aufhören mit Hindernissen. Kaum war das eine gemeistert, wartete das nächste auf dessen Überwindung.

Endlich, nach 5 Stunden hatten wir die 6 km zurückgelegt und die Grenze zu Chile überquert (auf der Wanderkarte waren dafür 2 Stunden angegeben).

Gleichzeitig fanden wir nun einen besseren Weg vor, der fahrbar aussah. Wir waren jedoch so k.o., dass wir kurz nach der Grenze unser Zelt aufstellten. Die Fähre war sowieso schon lange abgefahren und die nächste erst am übernächsten Tag. Wir hatten also Zeit. Mit Waschlappen befreiten wir uns den vom Erlebten haften gebliebenen Dreck. Dieser war schnell weg und wir freuten uns auf unsere warmen Schlafsäcke.

Noch am Abend begann es zu regnen und es wollte einfach nicht mehr aufhören. So verbrachten wir am Folgetag unseren ersten ganzen Tag im Zelt und hofften, es möglichst wenig für "wichtige Geschäfte" verlassen zu müssen. Das zeitver(und harn-)treibende Mate trinken tat seines dazu bei, dass doch der eine oder andere Aufenthalt ausserhalb des Zeltes notwenig wurde. Inzwischen hatte es sogar begonnen leicht zu schneien. Wir hofften, am nächsten Tag ohne Schnee starten zu können.

Am nächsten Morgen mussten wir unsere Sachen jedoch unabhängig des Wetters packen. Es regnete und schneite immer noch leicht. Da wir uns einen ganzen Tag mit diesem Szenario auseinander gesetzt hatten, war dies kein Problem für uns. Die Strasse war schneefrei geblieben, so dass dem Weg zur chilenischen Grenzkontrolle und unserer Fähre keine bekannten Hindernisse mehr lagen.
 

Das sollte - bis auf die eine oder andere grosse Strassenpfütze - auch so bleiben. Zwei Stunden später hatten wir die Grenzkontrolle passiert und wollten uns einrichten, um auf die in ein paar Stunden fahrende Fähre zu warten.

Freundlicherweise wurden wir von Schicksalsgenossen, welche bereits die Montagsfähre nehmen wollten, informiert, dass die nächste Fähre frühestens am Donnerstag, also am nächsten Tag, fahren würde. Uns blieb nichts anderes übrig, unser Zelt nochmals aufzustellen und - zusammen mit 12 anderen Trekkern und Bikern - auf die nächste, hoffentlich bald fahrende Fähre zu warten.

Unseren Velos gönnten wir die bitter notwendige Reinigung, indem wir sie im See badeten. Auch die Bremsklötze wollten kontrolliert werden. Der schlammige Aufstieg hatte sie - erstaunlicherweise - so weit abgenützt, dass wir vor der Abfahrt nachziehen mussten.

Für uns tröstlich war, dass wir die Montagsfähre gar nicht verpasst hatten und unsere anfängliche Irrwanderung daher zwar kein einfaches, aber trotzdem lediglich ein zusätzliches Flittererlebnis ohne weitere Konsequenzen war. Auch stellen wir im Vergleich zu unserem Trek im Torres del Paine Nationalpark fest, das trekken ohne Velo bei weitem dem "Wandern mit Velo" vorzuziehen ist. Davon haben wir uns unterdessen sowieso wieder erholt und sind mit der erhofften Donnerstagfähre in Villa O'Higgins eingetroffen.

Nun sind wir gespannt, was die Carretera Austral zu bieten hat. Schliesslich befindet sie sich in chilenisch Patagonien, einer der regenreichsten Regionen der Welt...

Herzliche Grüsse
Marlis und Matthias

P.S: Die üble Wanderpassage hätten wir auch mit Unterstützung von Pferden hinter uns bringen können, die uns das Gepäck abgenommen hätten. Diese Hilfe beanspruchte jedoch ein verrückter Amerikaner, der mit seiner Motocross-Reisemaschine denselben Weg wie wir gewählt hatte. Seine 50 Pferdestärken starke Maschine wurde mit zwei richtigen Pferden verstärkt, so dass seine Maschine nicht im Sumpf stecken blieb.

El Chalten: Abschied von der Pampa, Ruhe vor dem "Sturm"

Wir verlassen nun für einige Wochen die argentinische Pampa, welche wir besonders auf der Ruta 40 dank dem unerwarteten Rückenwind sehr genossen haben. Die unendlich erscheinende Weite, das Nichts, die wilde und karge Landschaft beeindruckte uns sehr. Gleichzeitig kann sie jedoch plötzlich sehr bedrohlich wirken, denn weit und breit hat es nichts was einem vor Sturm und Regen schützen könnte. Es wird einem bewusst, wie klein und ohnmächtig wir Menschen gegenüber den Naturgewalten sind. So erschien uns z.B. in Tapi Aike das unscheinbare Kioskhäuschen mit 3 Holztischen zum Kaffee trinken wie ein Stück Paradies auf Erden oder eine Oase in der Wüste. Hinter der grossen Glasscheibe erschien alles ganz lieblich und warm. Sobald man dann aber die Türe öffnet reisst es einen wieder in die Realität zurück und man weiss, dass man in Patagonien unterwegs ist.



Die Strecke von El Calafate nach El Chalten war landschaftlich grandios und wettermässig trocken. Die Sonne begleitete uns täglich und der Wind blies uns im "normalen" Bereich um die Ohren. Teilweise fühlten wir uns wie in einer Märchenlandschaft mit den kitschig türkis-blauen Seen zwischen grünen Hügeln und mächtigen Schneebergen. Flamingos, Guanakos und Kondore trugen das ihre dazu bei, dass wir immer wieder mal einen Stopp einlegten und den Feldstecher benutzten.

Wir staunten über die kilometerlangen geraden, endlos erscheinenden Strassen und genossen dabei den Blick auf eines der schönsten und imposantesten Bergmassive Südamerikas (nebst dem des Torres del Paine) mit dem bekannten Berg Fitz Roy (3405m).


In El Chalten gönnten wir uns einen Ruhetag. Einerseits um gewisse Sachen zu erledigen, andererseits des schlechten Wetters wegen. So schlenderten wir durch das traumhaft gelegene kleine (Touristen)Städtchen und liessen uns in einer Chocolateria, einer Empanaderia und einer Cerveceria verwöhnen. Seit El Calafate gehören wir nun gelegentlich zu den Mate Trinkern. Musse muss sein, besonders wenn wir gewusst hätten wie streng der nächste Tag werden würde, hätten wir uns nochmals was Gutes gegönnt...

Liebe Grüsse
Marlis & Matthias

Dienstag, 2. Februar 2010

Rueckenwind, Schnee und frueher als geplant in El Calafate

Voller Freude bestiegen wir im Torres del Paine wieder unsere Velos. So werden unsere Trekking-Blessuren bald verheilen. Irgendwie scheinen wir unter dem Strich doch eher zum Velofahren als zum Trekken geboren zu sein...

Die Fahrt aus dem Nationalpark wurde zu einem neuen Abenteuer. Die Windstärke war wieder einmal beachtlich gestiegen aber diesmal von hinten. So knallte es uns die Kieselsteine wenigstens nicht frontal ins Gesicht sondern "nur" hinten an den Nacken. Abwärts mussten wir die Geschwindigkeit sogar drosseln, denn bei bis zu 50 km pro Stunde ist es doch gefährlich wenn die Schotterpiste vom aufgewirbelten Sand komplett unsichtbar wird.

Wow, wir dürfen uns bereits an den ersten 1000 km erfreuen! Die kommenden 200 bis nach El Calafate über die Ruta 40 sollten jedoch laut Berichten von uns entgegen kommenden Toureros der absolute Horror werden wegen des starken Windes und des schlechten Strassenbelages, sprich Schotter mit über faustgrossen Steinen. So schauten wir mit etwas gemischten Gefühlen den bevorstehenden Tagen entgegen.


Das Glück war jedoch ganz auf unserer Seite und wir genossen die Fahrt mit mehrheitlich Rückenwind bis nach El Calafate. Kurz vor Ankunft wurden wir mit einer sensationellen 15km-Abfahrt mit Blick auf den Lago Argentino beschenkt. Wegen des Schneefalls am Abend zuvor, packten wir uns mit beinahe allem ein was uns irgendwie warm halten koennte, damit unsere Raserfreude auch bei 0 Grad nicht getruebt werden konnte.

Hier in El Calafate logieren wir in einer Jugendherberge und geniessen ein normales Bett, die Dusche und wieder einmal etwas mehr Abwechslung beim Essen:-).

Selbstverstaendlich wollten wir uns das Naturspektakel des gigantischen Gletschers Perito Moreno nicht entgehen lassen. So genossen wir die warme Busfahrt zum Nationalpark Los Glaciares und das gespannte Warten mit anderen Touristen, bis ein Stueck des Gletschers abbrechen wuerde. Wir kamen in den Genuss einiger imposanter Brocken, welche mit lautem Getoese begleitet untertauchten.

Und nun sind wir schon wieder auf dem Sprung und werden uns in Kuerze aus der Komfort-Zone ins naechste Abenteuer begeben. El Chalten steht auf dem Programm. Wir freuen uns auf das was uns erwarten wird und gruessen euch herzlich.