Freitag, 16. April 2010

Salta: Höhentraining im Mietauto?

Wie im letzten Blogeintrag angetönt, war der Velotransport in Argentinien (oder zumindest ab Mendoza) für uns komplizierter und vor allem teurer als in Chile.
Es war uns nicht möglich, unsere Bikes im selben Bus mitzunehmen, weil es in diesen modernen Doppelstockbussen keinen Platz dafür hat. Naja, das Argument ist nachvollziehbar und auch mehrmaliges Nachfragen bei verschiedenen Busunternehmen brachte dasselbe Ergebnis: Das Velo musste als Gepäckstück separat versendet werden. Bei dem zu unserer Busgesellschaft gehörenden Lieferdienst gaben wir unsere Velos auf. Uns wurde mittgeteilt, dass sie per Camion transportiert würden und wir sie am Tag nach unserer Ankunft in Salta abholen könnten.

Beim Verlad unseres restlichen Gepäckes in den Bus entdeckten wir zu unterst unter diversem anderem Versandgut und ein paar Rucksäcken unsere Fahrräder. Es schmerzte mitanzusehen, wie unsere Velos unter der Last zu leiden hatten. Immerhin liess dies uns hoffen, dass wir das Busterminal in Salta mit unseren Rädern verlassen könnten.
Dem war nicht so. Wir konnten unsere Velos einfach nirgends mehr entdecken. Waren sie unterwegs auf einen Lastwagen umgeladen oder etwa gestohlen worden? Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit dem zum Fusstransport ungeeigneten Gepäck per Taxi auf gut Glück zu einer im Reiseführer beschriebenen Unterkunft fahren zu lassen. Das Hostel passte uns und es hatte auch noch Betten frei. Jedoch zweifelten wir, ob und wann wir unsere Velos wieder sehen würden. Glücklicherweise konnten wir sie dann wie geplant abholen. Trotzdem waren wir nicht ganz glücklich: Das neu entstandene 8i, ein gebrochener Getränkehalter sowie verbogene Schutzbleche dämpften die Freude über die wieder erhaltenen Fahrräder. Wir sind froh, die Velos von nun an wieder mit eigener Muskelkraft transportieren zu können. Irgendwie geht da weniger kaputt*...

Salta bedeutet "La Linda" (die Hübsche/Schöne) und wird diesem Namen gerecht, wenn man von den engen Trottoirs und dem vielen motorisierten Verkehr absieht. Im riesigen Park gibt es einen hübschen See mit Palmeninseln (welcher Matthias an des chinesichen Kaisers Sommerpalast in Chengde erinnerte) und auf dem Hausberg befindet sich eine kunstvoll angerichtete Wasserlandschaft.

Salta ist auch unser Ausgangspunkt für unsere erste grosse Andenüberquerung. Innert knapp 150 km geht es auf 4000 M.ü.M, später gar bis auf über 4800 M.ü.M. Diese Höhen sind für uns völlig neu und ungewohnt. Auf dieser Höhe ist die Luft einiges dünner als auf "normalen" Höhen, was bei fehlender Höhenanpassung und grosser Anstrengung zu ernsthaften Problemen führen kann (Höhenkrankheit).

Aus Respekt vor den uns erwartenden Höhen und weil wir die vielversprechende Region rund um Salta nicht links (resp. südlich) liegen lassen wollten, mieteten wir ein Auto. Dies ermöglichte uns in drei Tagen eine 500km-Rundfahrt auf Höhen bis knapp 3400 M.ü.M und damit auch eine Vorakklimatisierung.

Der erste Höhepunkt waren die Quebrada de las Conchas (oder Quebrada de Cafayate), kurz vor Cafayate. Die sich uns dort präsentierende Landschaft erinnerte uns an die Erosionslandschaft in Petrohue (Bericht vom 26. März 2010), jedoch in Echtgrösse. Zu den bizarren Formen kamen die unterschiedlichsten Farbtöne der Steine hinzu. Sowas hatten wir noch nie gesehen und staunten ob dieser Vielfalt. Wir konnten nur immer wieder anhalten, um erneut den Fotoapparat zu zücken. Es ist einfach unbeschreiblich und daher einfacher, jetzt die Bilder sprechen zu lassen:






Nach der ersten Nacht mitten in den Quebrada de las Conchas durchfuhren wir zwischen Cafayate und Angastaco ein paar weitere Quebradas, bei denen es uns ähnlich ging wie am Vortag. Immer wieder bewunderten wir die faszinierenden Formen und Farben:






Einerseits waren wir froh, diese Strecke nicht mit unseren Rädern zurück legen zu müssen. Die Strasse war teilweise so sandig, dass es wahrscheinlich sehr schwierig - wenn nicht gar unmöglich - gewesen wäre, hier zu radeln. Andererseits ist es fast etwas zu einfach, mit dem vierrädrigen, motorisierten Untersatz solch schöne Flecken der Erde zu entdecken.

Weil es nun aber mal so einfach war, entschieden wir uns für einen in unserem Bikeführer als schwierig beschriebenen Abstecher zu einer Lagune (die wir per Rad definitiv nicht besucht hätten). Die Strasse war teilweise miserabel und wir waren froh, sind wir mit unserem Chevrolet Corsa nirgends stecken geblieben. Solche oder ähnlich schlechte Strassen werden wir jedoch - wenn man anderen Reiseberichten glaubt - schon sehr bald auf unserer kommenden Route per Rad kennen lernen.

Die zweite Nacht verbrachten wir - zusammen mit 11 Eseln, die anscheinend keine Nachtruhe kennen - an dieser abgelegenen Lagune auf über 2600 M.ü.M. Ein idyllisches Plätzchen mitten in andiner Umgebung und zahlreichen, riesigen Kakteen auf einer willkommenen Höhe zur Akklimatisierung.


Der dritte Tag brachte uns über Cachi zum Piedra del Molino auf knapp 3400 M.ü.M., wo wir eine kurze Wanderung zur Förderung der Höhenanpassung unternahmen. Dabei genossen wir das faszinierende Panorama der umliegenden Täler und noch höher liegenden Hügel und Bergketten. Wir staunten, wie schnell uns auf dieser Höhe die Luft ausging. Wie das wohl mit unseren vollbepackten Rädern wird?
 
 
 
 

Nach dieser Fahrt durch unterschiedliche Quebradas und andine Landschaften fühlen wir uns bereit für die nächste Etappe über den Paso de Jama. Im ersten Abschnitt werden wir dem Tren de las Nubes (Zug zu den Wolken) bis nach San Antonio de los Cobres folgen und hoffen, danach bei Olacapato auf die geteerte Passstrasse über den Paso de Jama wechseln zu können. Wir melden uns wieder aus San Pedro de Atacama :-)

Liebe Grüsse
Marlis & Matthias


* unsere bisherigen Defekte sind kaum der Rede wert: Vom Schotter gelockerte (und teilweise verlorene) Schrauben, zwei gebrochene Getränkehalter (sie wollten die 1l-Flaschen nicht richtig akzeptieren), notfallmässig auszuwechselnde Scheibenbremsbeläge (noch vor den Felgenbremsgummis!) und eine gebrochene Speiche.

Samstag, 10. April 2010

Mendoza: Lava aus nächster Nähe und erste Andenüberquerung per Bus

Das Wetter am Tag nach dem Auskurieren war leider nicht sehr vielversprechend und so entschieden wir uns, in den Termas los Pozones einen weiteren Ruhetag zu gönnen. Dazu mieteten wir einen Pick-up und freuten uns, für einmal den Schotter etwas besser gefedert zu spüren und ohne viel Rücksicht nehmen zu müssen über all die üblen Löcher rösten zu können. Und vielleicht sogar einige Radfahrer einzunebeln... (nein, das hätten wir natürlich nicht übers Herz gebracht und haben glücklicherweise auch keine getroffen, so mussten wir nicht mal der Versuchung widerstehen...). Wir genossen zuerst alleine und dann mit nur wenigen anderen Leuten die in wunderschöner Gegend liegenden natürlichen Heisswasserbecken. Leider bei etwas zu warmem, sonnigem Wetter. In 6 verschieden gestalteten Steinbecken mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, gönnten wir unserem Körper eine Auszeit und liessen die Seele baumeln. Die Vulkanbesteigung hatten wir auf den kommenden Tag gebucht.

Bei dichten, tiefhängenden Nebelschwaden, reisst uns um 5 Uhr morgens das Klingeln des Weckers aus dem Schlaf. Wir versuchen die Besteigung des Vulkans Villarrica ein zweites Mal, heute wieder gesund, munter und ausgeruht. Wir profitieren von den Vorteilen der Nebensaison und dem stark zurückgegangenen Tourismus wegen der Erdbeben. So sind wir im Gegensatz zu anderen 20er Gruppen nur ein dreier (Biker)Grüppli. Nachdem wir in Pucon unser Material wie Steigeisen, Kappe, Handschuhe, Skijacke, Skihose, Bergschuhe, Helm, Pickel, Skistöcke und Gamaschen gefasst haben, geht es zuerst per Auto ein Stück hoch bis zu einem Skilift. Diesen ignorieren wir und wandern nun dem rauchenden Krater entgegen. Da unser Guide schnell merkt, dass wir nicht das erste mal im Schnee unterwegs sind, nehmen wir abseits der Massen eine eigene Route.

Wir geniessen herrliche Aussicht auf den Lago Villarrica und die umliegenden Bergketten, wie den weiteren Vulkanen Lanin, Llaima, Choshuenco usw. Mittlerweilen hat sich der Nebel aufgelöst und die Sonne brennt heiss.

Etwa vier Stunden sind wir unterwegs, über Schneefelder, durch schwarzes Vulkangestein bis auf über 2800 M.ü.M. Wir sind gespannt was uns oben erwarten wird, denn anscheinend hat man seit 5 Jahren keine Lava mehr gesehen, sondern sich mit dem Blick in den rauchenden Krater zufrieden geben müssen.

Wow, wir erreichen den Krater und wagen uns Schritt für Schritt näher an den Rand. Was wir dann zu sehen bekommen übertrifft unsere Vorstellungen und unsere Erwartungen um ein Vielfaches. Von weit unten hört man, dass sich etwas tut. Rauch steigt auf, mal grau, mal eher braun. Und dann das Unglaubliche: Der Vulkan spuckt während unserer Stunde am Krater etwa fünf mal rot leuchtende Lava nach oben. Unser Gefühl schwankt zwischen Respekt, Bewunderung, etwas Unbehagen, Faszination und natürlich unglaublichem Glück, denn damit hatten wir nicht gerechnet, nur gehofft. Unsere Kameras knipsbereit, stehen wir näher als wir es uns gedacht hatten am Geschehen und warten auf eine Wiederholung.

Sogar eine Nase voll vom aufsteigenden Rauch bleibt uns nicht erspart. Dies reicht uns jedoch einmal. Es riecht nämlich wie Entkalker (Durgol) und verschlägt einem regelrecht den Atem. Unser Verlangen nach mehr wird gestillt, nachdem unser Guide widerwillig unserem Drängen auf einen längeren Aufenthalt beim Krater nachgibt.

Beglückt und total zufrieden kann nun die rasante Abfahrt auf dem "Hosefüdli" beginnen. Welch ein Gaudi! Wir rutschen die vielen Schneerutschbahnen hinunter und es bleiben uns nur noch 25 Minuten die wir gehend hinter uns bringen müssen bis zum Bus, der schon auf uns wartet. Nass, etwas müde und einfach unendlich beschenkt, fahren wir zurück.

Dieser Tag liess uns dankbar sein, dass wir die Besteigung verschieben mussten. Die Angestellten der Agentur waren so begeistert von unseren Fotos, dass sie gleich einige auf ihren Computer kopierten. Nach fünf Jahren Lava-Inaktivität wird es natürlich schwierig, die Touristen noch von einem lohnenden Aufstieg zu überzeugen. Auch wenn nur schon der Auf- und Abstieg alleine einen Besuch wert sind, hat das Beobachten der heraufspritzenden Lava natürlich eine ganz andere Bedeutung.

Kurzum entschieden wir - wenn irgendwie möglich - noch am selben Abend den Bus nach Santiago zu nehmen. Gesagt, getan. Um 22.30 Uhr sassen wir, leider nicht nebeneinander, im Bus. Matthias hat es im Gegensatz zu Marlis gut getroffen mit dem Sitznachbar. Normalerweise freut man sich über einen Fensterplatz, doch mit einem fremden Mann an der Seite,  der - begründet durch seine Breite - deutlich mehr als einen Sitzplatz in Anspruch nimmt, wurde vor allem der nächtliche WC Gang zu einer Herausforderung. Zudem war er sehr unfreundlich und ich war dann froh als wir um 9 Uhr morgens nach rund 9,5 Stunden Fahrt endlich am Busbahnhof in Santiago ankamen.

Nach knapp 3 Stunden Wartezeit auf unseren Anschlussbus weiter nach Mendoza, welche wir mit dem Beobachten von all den spannenden Menschen verbrachten, wurde uns gesagt, dass es für unsere Fahrräder leider keinen Platz mehr gäbe und wir den nächsten Bus nehmen müssten. Klar ein wenig enttäuscht, dafür positiv überrascht über die grosse Hilfsbereitschaft der Angestelten, die uns unsere Tickets umtauschten, setzten wir uns nochmals auf die Bank. Beim zweiten Anlauf klappte es dann problemlos. Glücklich, nun nebeneinander sitzend die kommenden 7 Stunden zu verbringen, genossen wir die schroff und kahl aufragenden Felswände, welche in verschiedenen gelb, grün und rottönen leuchteten. Unsere erste Andenüberquerung mit unzähligen Serpentinen auf beinahe 3200 M.ü.M, die wir so gerne mit unseren Fahrrädern bezwungen hätten.

Das Gefühl, all diese Schönheit der Natur nur von hinter der Scheibe betrachten und geniessen zu können, plagte uns. Wie anders, wenn man nicht da stoppen kann wo man will, so viele geniale Fotoobjekte an einem vorbeiflitzen lassen muss (resp. nur unscharfe Fotos durch die dreckige Scheibe machen kann). Schlussendlich kamen aber wir und unsere Fahrräder wohlbehalten in Mendoza Argentinien an, wo wir eine Nacht in einem Hostal verbrachten und bereits wieder neue Tickets haben für heute Abend nach Salta. Das Verladen unserer Velos und des Gepäcks hier in Argentinien ist eine andere (kompliziertere) Geschichte und wird später erzählt...

Liebe Grüsse
Marlis & Matthias

Mittwoch, 7. April 2010

Villarrica: Brodelnde Lava in der Nacht


Vorbei am (eher selten befahrenen) Bahnhof verliessen wir Bariloche bei bestem Wetter. Noch vor ein paar Tagen waren wir im Regenwald und nach ein paar Kilometern fanden wir uns in der Pampa wieder. Wir staunten, wie schnell sich um Bariloche die Landschaft veränderte. Doch mit dem erneuten Abbiegen Richtung Westen verliessen wir die Pampa gleich wieder, um der Sieben-Seen-Route entlang nach San Martin de los Andes zu fahren.

Nach der längeren Pause in Bariloche genossen wir das Unterwegssein wieder richtig. Wir fanden einen günstigen Zeltplatz direkt am See und wurden von einem wunderbaren Sonnenuntergang verwöhnt.


Unterdessen wird es bei uns immer herbstlicher und die Tage wieder kürzer. Die Sonne ging bis vor Ostern um 8 Uhr auf und am Abend mussten wir vor 20 Uhr unseren Zeltplatz haben , wenn wir nicht im Dunkeln suchen wollten. Um die Abendstimmung geniessen zu können war 18 Uhr ein guter Zeitpunkt um das Zelt aufzustellen. An Ostern hat Chile - wegen des Erdbebens mit zwei Wochen Verspätung - auf Winterzeit umgestellt. Mit dieser haben sich die oben genannten Zeiten um eine Stunde nach vorne verschoben, es wird somit noch früher dunkel. Die Differenz zur Schweiz beträgt jetzt sechs Stunden, also zwei Stunden mehr als zu Beginn unserer Reise.

Einmal mehr verleitete uns das schöne Wetter dazu, einen Ausflug abseits der Hauptroute zu machen. Wir deponierten unser Gepäck in Villa La Angostura und entdeckten die Halbinsel Quetrihue mit dem Parque Nacional Los Arrayanes per "Mountainbike". Der Weg war sehr gut fahrbar, so dass wir - beinahe unvernünftig - mit bis zu 40 km/h mit unseren ungefederten Stahlrössern durch den Wald rasen konnten. Was für eine Fahrfreude!

Den Bosque de Arrayanes, die eigentliche Sehenswürdigkeit dieser Halbinsel, erlebten wir als so touristisch präsentiert, dass es für unseren Geschmack wieder viel an Attraktivität verloren hat. Am Ende des 12 km langen, beinahe einsamen Natur-Trails stiessen wir auf perfekt angelegte Holzstege. Diese leiteten uns und die Flut von Touristen, die mit den Schiffen angereist waren, durch den Wald. Der Wald mit den rotstämmigen Bäumen ist zwar durchaus speziell. Trotzdem zogen wir den "normalen" Wald mit nur einzelnen Arrayanes diesem perfekt erschlossenen Waldteil vor. Das nachfolgende Foto ist ausserhalb des eingezäunten Rundgangs geschossen worden, da innerhalb gar nicht möglich weil abgesperrt...

Immer noch bei Sonnenschein fuhren wir durch geniale Seen- und Berglandschaften nach San Martin de los Andes. Unterwegs trafen wir beim Picknick zwei Schweizer Toureros, die wir schon einmal im Nationalpark Torres del Paine kurz getroffen hatten. Das liegt nun immerhin schon zwei Monate zurück. So treffen und trennen sich die Wege der Toureros. Gemeinsam fuhren wir für einmal zu viert ein Teilstück weiter, was eine willkommene Abwechslung und Bereicherung war.
 

In San Martin de los Andes mussten wir uns wieder an Regenwetter gewöhnen. Wir versuchten dies vorerst in einem Café. Als wir aufbrechen wollten kam der Regen erneut und wir überbrückten diesen in der nächsten Chocolateria. Auch die folgende Regenpause hielt nicht lange an, aber da waren wir schon ausserhalb der Ortschaft und es blieb uns nichts anderes übrig, als die Regenausrüstung zu montieren.
Ziemlich durchnässt stellten wir etwas früher als gewohnt unser Zelt auf und hofften auf einen besseren neuen Tag.

Den Sonnenaufgang konnten wir zwar mitverfolgen, doch danach zogen wieder dichte Wolken auf. Trotzdem kamen wir mehrheitlich trocken durch und waren ganz zufrieden. Dies blieb so bis zum chilenischen Zoll. Unglücklicherweise hatten wir nicht genügend Hunger um einen Apfel und ein paar wenige Dörrfrüchte zusammen mit den anderen zur Einfuhr verbotenen Esswaren vor der Grenze zu essen. Für uns war das auch nicht weiter schlimm, denn bisher wurden wir mit den Velos nie kontrolliert, sondern direkt durchgewunken. Doch der skeptische "Lebensmittelzöllner" wollte unseren (harmlosen) betrügerischen Beteuerungen nicht glauben und unsere Vordertaschen trotz negativer Deklaration inspizieren. Na ja, Apfel und Dörrfrüchte fanden in unseren Jackensäcken Platz, so dass wir ausser leichter Nervosität keine weiteren Konsequenzen zu tragen hatten. Eines ist jedoch sicher: Vor dem nächsten Grenzübertritt nach Chile haben wir etwas mehr Hunger (oder wir verschenken das verbotene Gut, denn Deklaration und gutes Zureden nützen gemäss Erfahrung der obern erwähnten Schweizer Radler auch nichts)...

An diesem Tag zeigte sich die Sonne erst wieder am Abend bei der (günstigen) Fährfahrt über den Lago Pirihueico. Diese lässt nun die verregnete, teure Drei-Seen-Überquerung vor Bariloche definitiv in den Hintergrund treten.

Weiter gings am Tag darauf durch Wald-, Berg- und Vulkan-, Fluss- und Seenlandschaften auf (bewusst gewählten) Umwegen Richtung Villarrica.


Wir fanden ein geniales Zeltplätzchen an der Lagune Pullingue mit herrlichem Blick auf den faszinierenden Vulkan Villarrica, einer der wenigen daueraktiven Vulkane Chiles.

Das Genialste entdeckten wir jedoch erst in der Nacht: Die im Krater brodelnde Lava leuchtete den aufsteigenden Rauch an, so dass er über der Vulkanspitze rot schimmerte. Wir versuchten das mit unseren Fotoapparaten festzuhalten, was uns mehr oder weniger auch gelang. Dieses Spektakel konnten wir bei den bereits kälteren Nachttemperaturen bequem von unseren warmen Schlafsäcken aus, durch das Zeltguckloch bewundern. Für die Fotos musste das Zelt dann trotzdem verlassen werden...

Am Morgen verliessen wir bei leichtem Morgennebel über "unserer" Lagune und freier Sicht auf die Vulkanspitze den liebgewonnenen Zeltplatz. Entgegen früherer Situationen, fanden wir diesmal keinen besseren Zeltplatz mehr, denn für die nächsten 10 Kilometer verschwanden Vulkan und See hinter Hügeln.

Auf der letzten Etappe nach Villarrica entdeckten wir auch noch die Vulkane Lanin (liegt in Argentinien, Bild) und Llaima. Wir befinden uns also mitten im Vulkangebiet.

Die für einen Tag mit genialen Wetterbedingungen geplante Vulkanbesteigung musste kurzfristig wegen plötzlicher Fieberattacke bei Marlis leider verschoben werden. So hoffen wir - unterdessen wieder bei guter Gesundheit - auf gutes Wetter an unserem Verschiebedatum und sind gespannt was uns dort oben erwarten wird!

Anschliessend geht es per Bus weiter über Santiago, Mendoza nach Salta, Argentinien. Die nächsten knapp 2000 km werden wir also "bequem" aus dem Bus an uns vorbei flitzen sehen. Unser Hinter wird uns danach bestimmt mehr schmerzen als bis anhin auf dem Velosattel; da schmerzt nämlich gar nichts :-)
Gerne hätten wir auch diese Distanz per Velo überwunden. Doch die zeitlichen Restriktionen (ja, die gibt es auch bei langem Urlaub) und die kommenden Highlights wie Andenüberquerung, Salar de Uyuni, Titicacasee und Machu Picchu zwingen uns dazu, Prioritäten zu setzen.

Herzliche Grüsse
Marlis & Matthias

P.S: Weil Ostern sind, haben wir in einigen unserer Bilder ein eingepacktes Schoko-Osterei aus Bariloche versteckt. Wer findet es? In welchen Bildern habt ihr es entdecken können? Der/Die Gewinner/in soll mit Ehre belohnt werden, denn das Ei ist bereits in unseren Mägen verschwunden... ;-)