Die Fahrt zum Nationalpark Torres del Paine war bis auf eine glimpflich verlaufene Irrfahrt in eine (schöne) Sackgasse und einen vermuteten Rippenbruch (oder -prellung?) nach einem Im-Schotter-nicht-aus-den-Klicker-aussteigen-können-Sturz von Matthias unspektakulaer.
Der Nationalpark begrüsste uns nach zweieinhalb Tagen Fahrt von Puerto Natales mit Sturmböhen, die uns mit ihrer Spontaneität und Stärke an die Grenzen brachten. Nach dem dritten von einer Böhe ausgelösten Sturz versuchte es Marlis zunächst zu Fuss, bevor sie erneut Vertrauen in ihre Fahrkünste (die durchaus vorhanden sind) fasste.
Die an diesem Tag geplanten 30 km stellten wegen des Windes eine so grosse Herausforderung dar, dass wir es knapp noch auf den Katamaran schafften, welcher uns zum Ausgangspunkt unseres geplanten 5-Tage-Treks bringen sollte.
Doch vorher mussten wir einen Einstellplatz für unsere Velos und das nicht benötigte Gepäck finden. Auch sollte die Trekkingausrüstung noch zusammengestellt werden. Eine halbe Stunde vor Abfahrt des Schiffes entschieden wir, uns auf das Geratwohl umzuziehen und unsere in Punta Arenas gekauften Rucksäcke zu packen. Der Kapitän des Katamarans stellte uns dann freundlicherweise einen Abstellraum für unsere Velos zur Verfügung. Wir waren erleichtert, verspäteten den Katamaran um ca. 5 Minuten und hofften, in der Eile auch das richtige Material in unsere Rucksäcke gestopft zu haben...
Im Nationalpark wanderten wir - wie viele andere auch - das "W" ab: Grey Gletscher, das Valle del Frances und schliesslich die drei Torres. Wir hatten Glück: alle Sehenswürdigkeiten durften wir bei Sonnenlicht bestaunen.
Höhepunkt war das Valle del Frances, welches an einem sonnigen Tag ein wunderbares Panorama auf die umliegenden Gipfel und die verschiedenen Eisfelder bot. Auch konnten wir dieses Tal ohne Gepäck besuchen und wagten uns gar auf "hochandine", schneebedeckte Gröllfelder.
Doch für unser letztes Highlight, die drei Torres, mussten wir leiden: Erstens war der Weg zum Camping unterhalb der Torres mit 9 Wanderstunden (davon eine gute Stunde ungeplant, weil der angestrebte Camping bereits voll besetzt war) unsere härteste Etappe und zweitens regnete es die zweite Tageshälfte bis ein grosser Teil unserer Rucksäcke inkl. Inhalt nass waren...
Wir wünschten uns zu unseren Velos mit den zurückgelassenen trockenen Ersatzkleidern zurück oder noch besser, in ein warmes Hotelzimmer. Mit unseren wasserdichten Packungen auf den Velos hätten wir den Regen besser ausgehalten. So konnten wir nur hoffen, dass wir in unseren angefeuchteten Schlafsäcken und Pijamas trotzdem eine gute Nacht verbringen würden und dass die unterwegs aufgeschnappte Prognose von drei Regentagen nicht eintreffen würde...
Die Nacht im regensicheren Zelt war für uns eine Erholung. Wir hatten trotz der Umstände warm genug und schliefen gut. Am Morgen waren Pijamas - Körperwärme sei dank - trocken und auch die Schlafsäcke kaum mehr feucht. Jetzt galt es, wieder in unsere nassen Kleider und Schuhe zu schlüpfen und das beste aus dem Tag zu machen. Obwohl es während unseres Frühstückes im Zelt noch ganz leicht schneite, drückte anschliessend die Sonne durch. So entschieden wir uns, zum Aussichtspunkt zu den drei Torres aufzusteigen und unser Glück auf einen Blick auf diese drei Türme zu versuchen. Wir wurden belohnt! Alle drei befreiten sich von dem sie umgebenden Nebel und zeigten sich in der Sonne.
Die Kleider trockneten in Wind und Sonne schnell und wir machten uns auf den Weg zurück zu unseren Velos, mit denen wir uns nach El Calafate begeben würden (wo wir aktuell auch gerade sind, doch davon mehr, wenn wir auch den Perito Moreno-Gletscher gesehen haben)...
Sportliche Rucksackgrüsse
Marlis & Mattias
P.S: Falls der Eindruck entstanden sein sollte, uns ginge es nicht gut: Den Trek im Torres del Paine stufen wir ingesamt als "Highlight" ein.