Wie im letzten Blogeintrag angetönt, war der Velotransport in Argentinien (oder zumindest ab Mendoza) für uns komplizierter und vor allem teurer als in Chile.
Es war uns nicht möglich, unsere Bikes im selben Bus mitzunehmen, weil es in diesen modernen Doppelstockbussen keinen Platz dafür hat. Naja, das Argument ist nachvollziehbar und auch mehrmaliges Nachfragen bei verschiedenen Busunternehmen brachte dasselbe Ergebnis: Das Velo musste als Gepäckstück separat versendet werden. Bei dem zu unserer Busgesellschaft gehörenden Lieferdienst gaben wir unsere Velos auf. Uns wurde mittgeteilt, dass sie per Camion transportiert würden und wir sie am Tag nach unserer Ankunft in Salta abholen könnten.
Beim Verlad unseres restlichen Gepäckes in den Bus entdeckten wir zu unterst unter diversem anderem Versandgut und ein paar Rucksäcken unsere Fahrräder. Es schmerzte mitanzusehen, wie unsere Velos unter der Last zu leiden hatten. Immerhin liess dies uns hoffen, dass wir das Busterminal in Salta mit unseren Rädern verlassen könnten.
Dem war nicht so. Wir konnten unsere Velos einfach nirgends mehr entdecken. Waren sie unterwegs auf einen Lastwagen umgeladen oder etwa gestohlen worden? Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit dem zum Fusstransport ungeeigneten Gepäck per Taxi auf gut Glück zu einer im Reiseführer beschriebenen Unterkunft fahren zu lassen. Das Hostel passte uns und es hatte auch noch Betten frei. Jedoch zweifelten wir, ob und wann wir unsere Velos wieder sehen würden. Glücklicherweise konnten wir sie dann wie geplant abholen. Trotzdem waren wir nicht ganz glücklich: Das neu entstandene 8i, ein gebrochener Getränkehalter sowie verbogene Schutzbleche dämpften die Freude über die wieder erhaltenen Fahrräder. Wir sind froh, die Velos von nun an wieder mit eigener Muskelkraft transportieren zu können. Irgendwie geht da weniger kaputt*...
Salta bedeutet "La Linda" (die Hübsche/Schöne) und wird diesem Namen gerecht, wenn man von den engen Trottoirs und dem vielen motorisierten Verkehr absieht. Im riesigen Park gibt es einen hübschen See mit Palmeninseln (welcher Matthias an des chinesichen Kaisers Sommerpalast in Chengde erinnerte) und auf dem Hausberg befindet sich eine kunstvoll angerichtete Wasserlandschaft.
Salta ist auch unser Ausgangspunkt für unsere erste grosse Andenüberquerung. Innert knapp 150 km geht es auf 4000 M.ü.M, später gar bis auf über 4800 M.ü.M. Diese Höhen sind für uns völlig neu und ungewohnt. Auf dieser Höhe ist die Luft einiges dünner als auf "normalen" Höhen, was bei fehlender Höhenanpassung und grosser Anstrengung zu ernsthaften Problemen führen kann (Höhenkrankheit).
Aus Respekt vor den uns erwartenden Höhen und weil wir die vielversprechende Region rund um Salta nicht links (resp. südlich) liegen lassen wollten, mieteten wir ein Auto. Dies ermöglichte uns in drei Tagen eine 500km-Rundfahrt auf Höhen bis knapp 3400 M.ü.M und damit auch eine Vorakklimatisierung.
Der erste Höhepunkt waren die Quebrada de las Conchas (oder Quebrada de Cafayate), kurz vor Cafayate. Die sich uns dort präsentierende Landschaft erinnerte uns an die Erosionslandschaft in Petrohue (Bericht vom 26. März 2010), jedoch in Echtgrösse. Zu den bizarren Formen kamen die unterschiedlichsten Farbtöne der Steine hinzu. Sowas hatten wir noch nie gesehen und staunten ob dieser Vielfalt. Wir konnten nur immer wieder anhalten, um erneut den Fotoapparat zu zücken. Es ist einfach unbeschreiblich und daher einfacher, jetzt die Bilder sprechen zu lassen:
Nach der ersten Nacht mitten in den Quebrada de las Conchas durchfuhren wir zwischen Cafayate und Angastaco ein paar weitere Quebradas, bei denen es uns ähnlich ging wie am Vortag. Immer wieder bewunderten wir die faszinierenden Formen und Farben:
Einerseits waren wir froh, diese Strecke nicht mit unseren Rädern zurück legen zu müssen. Die Strasse war teilweise so sandig, dass es wahrscheinlich sehr schwierig - wenn nicht gar unmöglich - gewesen wäre, hier zu radeln. Andererseits ist es fast etwas zu einfach, mit dem vierrädrigen, motorisierten Untersatz solch schöne Flecken der Erde zu entdecken.
Weil es nun aber mal so einfach war, entschieden wir uns für einen in unserem Bikeführer als schwierig beschriebenen Abstecher zu einer Lagune (die wir per Rad definitiv nicht besucht hätten). Die Strasse war teilweise miserabel und wir waren froh, sind wir mit unserem Chevrolet Corsa nirgends stecken geblieben. Solche oder ähnlich schlechte Strassen werden wir jedoch - wenn man anderen Reiseberichten glaubt - schon sehr bald auf unserer kommenden Route per Rad kennen lernen.
Die zweite Nacht verbrachten wir - zusammen mit 11 Eseln, die anscheinend keine Nachtruhe kennen - an dieser abgelegenen Lagune auf über 2600 M.ü.M. Ein idyllisches Plätzchen mitten in andiner Umgebung und zahlreichen, riesigen Kakteen auf einer willkommenen Höhe zur Akklimatisierung.
Der dritte Tag brachte uns über Cachi zum Piedra del Molino auf knapp 3400 M.ü.M., wo wir eine kurze Wanderung zur Förderung der Höhenanpassung unternahmen. Dabei genossen wir das faszinierende Panorama der umliegenden Täler und noch höher liegenden Hügel und Bergketten. Wir staunten, wie schnell uns auf dieser Höhe die Luft ausging. Wie das wohl mit unseren vollbepackten Rädern wird?
Nach dieser Fahrt durch unterschiedliche Quebradas und andine Landschaften fühlen wir uns bereit für die nächste Etappe über den Paso de Jama. Im ersten Abschnitt werden wir dem Tren de las Nubes (Zug zu den Wolken) bis nach San Antonio de los Cobres folgen und hoffen, danach bei Olacapato auf die geteerte Passstrasse über den Paso de Jama wechseln zu können. Wir melden uns wieder aus San Pedro de Atacama :-)
Liebe Grüsse
Marlis & Matthias
* unsere bisherigen Defekte sind kaum der Rede wert: Vom Schotter gelockerte (und teilweise verlorene) Schrauben, zwei gebrochene Getränkehalter (sie wollten die 1l-Flaschen nicht richtig akzeptieren), notfallmässig auszuwechselnde Scheibenbremsbeläge (noch vor den Felgenbremsgummis!) und eine gebrochene Speiche.
Freitag, 16. April 2010
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2 Kommentare:
Jetzt verschlägt es einem ein bisschen den Atem. Warum wohl?
Einmal die andersartigen, ungewohnten, doch abermals eindrücklichen Bilder. Dann das andere ....
Bei uns in Europa fliegen kaum mehr Flugzeuge wegen des Vulkans in Island: Siehe Natur-Zeit-Geist-Blog.
Nun ja, bereit zum Sterben sollten wir jederzeit sein, bereit zur Übergabe, so es denn Gottes Wille und unsere Zeit vorüber ist. Als alter Mensch kann man darüber besser reden und muss das vor allem für sich selbst ernster nehmen. Zum Glück bin ich frei dazu - aber ich habe auch früh mit der Vorbereitung begonnen und die Akklimatisation ans neue Leben macht gute Fortschritte ....
Gott befohlen!
Andenüberquerung
Liebe Marlis, lieber Matthias,
ich hoffe, Ihr seid Euch der Relevanz Eueres nächsten Blogs bewusst!? - Schließlich werdet Ihr mit Euerem nächsten Bericht darüber entscheiden, wo Brigitte und ich im nächsten Februar den Urlaub verbringen... :-)
Schreibt also bitte schön positiv!
Soll natürlich nur ein Spass sein, aber wir sind schon seit einiger Zeit dabei, uns in besagten Tourenabschnitt zu "verlieben", zumal wir ja eigentlich (in unseren jungen Jahren) vom alpinen Bergsport kommen.
Warten also täglich auf Neuigkeiten von Euch ....!
Ganz liebe Grüße aus Berlin
Arno & Brigitte
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