Mittwoch, 7. April 2010
Villarrica: Brodelnde Lava in der Nacht
Vorbei am (eher selten befahrenen) Bahnhof verliessen wir Bariloche bei bestem Wetter. Noch vor ein paar Tagen waren wir im Regenwald und nach ein paar Kilometern fanden wir uns in der Pampa wieder. Wir staunten, wie schnell sich um Bariloche die Landschaft veränderte. Doch mit dem erneuten Abbiegen Richtung Westen verliessen wir die Pampa gleich wieder, um der Sieben-Seen-Route entlang nach San Martin de los Andes zu fahren.
Nach der längeren Pause in Bariloche genossen wir das Unterwegssein wieder richtig. Wir fanden einen günstigen Zeltplatz direkt am See und wurden von einem wunderbaren Sonnenuntergang verwöhnt.
Unterdessen wird es bei uns immer herbstlicher und die Tage wieder kürzer. Die Sonne ging bis vor Ostern um 8 Uhr auf und am Abend mussten wir vor 20 Uhr unseren Zeltplatz haben , wenn wir nicht im Dunkeln suchen wollten. Um die Abendstimmung geniessen zu können war 18 Uhr ein guter Zeitpunkt um das Zelt aufzustellen. An Ostern hat Chile - wegen des Erdbebens mit zwei Wochen Verspätung - auf Winterzeit umgestellt. Mit dieser haben sich die oben genannten Zeiten um eine Stunde nach vorne verschoben, es wird somit noch früher dunkel. Die Differenz zur Schweiz beträgt jetzt sechs Stunden, also zwei Stunden mehr als zu Beginn unserer Reise.
Einmal mehr verleitete uns das schöne Wetter dazu, einen Ausflug abseits der Hauptroute zu machen. Wir deponierten unser Gepäck in Villa La Angostura und entdeckten die Halbinsel Quetrihue mit dem Parque Nacional Los Arrayanes per "Mountainbike". Der Weg war sehr gut fahrbar, so dass wir - beinahe unvernünftig - mit bis zu 40 km/h mit unseren ungefederten Stahlrössern durch den Wald rasen konnten. Was für eine Fahrfreude!
Den Bosque de Arrayanes, die eigentliche Sehenswürdigkeit dieser Halbinsel, erlebten wir als so touristisch präsentiert, dass es für unseren Geschmack wieder viel an Attraktivität verloren hat. Am Ende des 12 km langen, beinahe einsamen Natur-Trails stiessen wir auf perfekt angelegte Holzstege. Diese leiteten uns und die Flut von Touristen, die mit den Schiffen angereist waren, durch den Wald. Der Wald mit den rotstämmigen Bäumen ist zwar durchaus speziell. Trotzdem zogen wir den "normalen" Wald mit nur einzelnen Arrayanes diesem perfekt erschlossenen Waldteil vor. Das nachfolgende Foto ist ausserhalb des eingezäunten Rundgangs geschossen worden, da innerhalb gar nicht möglich weil abgesperrt...
Immer noch bei Sonnenschein fuhren wir durch geniale Seen- und Berglandschaften nach San Martin de los Andes. Unterwegs trafen wir beim Picknick zwei Schweizer Toureros, die wir schon einmal im Nationalpark Torres del Paine kurz getroffen hatten. Das liegt nun immerhin schon zwei Monate zurück. So treffen und trennen sich die Wege der Toureros. Gemeinsam fuhren wir für einmal zu viert ein Teilstück weiter, was eine willkommene Abwechslung und Bereicherung war.
In San Martin de los Andes mussten wir uns wieder an Regenwetter gewöhnen. Wir versuchten dies vorerst in einem Café. Als wir aufbrechen wollten kam der Regen erneut und wir überbrückten diesen in der nächsten Chocolateria. Auch die folgende Regenpause hielt nicht lange an, aber da waren wir schon ausserhalb der Ortschaft und es blieb uns nichts anderes übrig, als die Regenausrüstung zu montieren.
Ziemlich durchnässt stellten wir etwas früher als gewohnt unser Zelt auf und hofften auf einen besseren neuen Tag.
Den Sonnenaufgang konnten wir zwar mitverfolgen, doch danach zogen wieder dichte Wolken auf. Trotzdem kamen wir mehrheitlich trocken durch und waren ganz zufrieden. Dies blieb so bis zum chilenischen Zoll. Unglücklicherweise hatten wir nicht genügend Hunger um einen Apfel und ein paar wenige Dörrfrüchte zusammen mit den anderen zur Einfuhr verbotenen Esswaren vor der Grenze zu essen. Für uns war das auch nicht weiter schlimm, denn bisher wurden wir mit den Velos nie kontrolliert, sondern direkt durchgewunken. Doch der skeptische "Lebensmittelzöllner" wollte unseren (harmlosen) betrügerischen Beteuerungen nicht glauben und unsere Vordertaschen trotz negativer Deklaration inspizieren. Na ja, Apfel und Dörrfrüchte fanden in unseren Jackensäcken Platz, so dass wir ausser leichter Nervosität keine weiteren Konsequenzen zu tragen hatten. Eines ist jedoch sicher: Vor dem nächsten Grenzübertritt nach Chile haben wir etwas mehr Hunger (oder wir verschenken das verbotene Gut, denn Deklaration und gutes Zureden nützen gemäss Erfahrung der obern erwähnten Schweizer Radler auch nichts)...
An diesem Tag zeigte sich die Sonne erst wieder am Abend bei der (günstigen) Fährfahrt über den Lago Pirihueico. Diese lässt nun die verregnete, teure Drei-Seen-Überquerung vor Bariloche definitiv in den Hintergrund treten.
Weiter gings am Tag darauf durch Wald-, Berg- und Vulkan-, Fluss- und Seenlandschaften auf (bewusst gewählten) Umwegen Richtung Villarrica.
Wir fanden ein geniales Zeltplätzchen an der Lagune Pullingue mit herrlichem Blick auf den faszinierenden Vulkan Villarrica, einer der wenigen daueraktiven Vulkane Chiles.
Das Genialste entdeckten wir jedoch erst in der Nacht: Die im Krater brodelnde Lava leuchtete den aufsteigenden Rauch an, so dass er über der Vulkanspitze rot schimmerte. Wir versuchten das mit unseren Fotoapparaten festzuhalten, was uns mehr oder weniger auch gelang. Dieses Spektakel konnten wir bei den bereits kälteren Nachttemperaturen bequem von unseren warmen Schlafsäcken aus, durch das Zeltguckloch bewundern. Für die Fotos musste das Zelt dann trotzdem verlassen werden...
Am Morgen verliessen wir bei leichtem Morgennebel über "unserer" Lagune und freier Sicht auf die Vulkanspitze den liebgewonnenen Zeltplatz. Entgegen früherer Situationen, fanden wir diesmal keinen besseren Zeltplatz mehr, denn für die nächsten 10 Kilometer verschwanden Vulkan und See hinter Hügeln.
Auf der letzten Etappe nach Villarrica entdeckten wir auch noch die Vulkane Lanin (liegt in Argentinien, Bild) und Llaima. Wir befinden uns also mitten im Vulkangebiet.
Die für einen Tag mit genialen Wetterbedingungen geplante Vulkanbesteigung musste kurzfristig wegen plötzlicher Fieberattacke bei Marlis leider verschoben werden. So hoffen wir - unterdessen wieder bei guter Gesundheit - auf gutes Wetter an unserem Verschiebedatum und sind gespannt was uns dort oben erwarten wird!
Anschliessend geht es per Bus weiter über Santiago, Mendoza nach Salta, Argentinien. Die nächsten knapp 2000 km werden wir also "bequem" aus dem Bus an uns vorbei flitzen sehen. Unser Hinter wird uns danach bestimmt mehr schmerzen als bis anhin auf dem Velosattel; da schmerzt nämlich gar nichts :-)
Gerne hätten wir auch diese Distanz per Velo überwunden. Doch die zeitlichen Restriktionen (ja, die gibt es auch bei langem Urlaub) und die kommenden Highlights wie Andenüberquerung, Salar de Uyuni, Titicacasee und Machu Picchu zwingen uns dazu, Prioritäten zu setzen.
Herzliche Grüsse
Marlis & Matthias
P.S: Weil Ostern sind, haben wir in einigen unserer Bilder ein eingepacktes Schoko-Osterei aus Bariloche versteckt. Wer findet es? In welchen Bildern habt ihr es entdecken können? Der/Die Gewinner/in soll mit Ehre belohnt werden, denn das Ei ist bereits in unseren Mägen verschwunden... ;-)
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8 Kommentare:
Hallo ihr ZWEI
Vielen Dank für eure interessante Berichterstattung mit den tollen Fotos! Sie erlaubt es, die Reise über Google Maps ziemlich genau zu verfolgen.
Hier bei uns nimmt alles seinen gewohnten Gang. Euer Päckli ist immer noch nicht eingetroffen...
Nun wünschen wir euch eine angenehme Busfahrt und verbleiben mit lieben Grüssen
Ueli + Heidi
Hoi zäme,
wir haben das Schoggiei dreimal gefunden. Wo, überlassen wir den weiteren Suchern gerne. ;)
Schöne Bilder, welche ihr von einer schönen Landschaft geschossen habt!
Weiterhin alles Gute!
Lijun und Gabriel
Gruss an nah und fern,
dies ist mein Favorit aller Blogeinträge! Ja ja, die Fotos sind auch diesmal spitze und auch der Text ist sehr spannend, aber das Suchspiel ist das Ausschlaggebende!
Ich habe es nur 2 mal gefunden, werde aber nochmals suchen...
Alles gute und vielen Dank für den Aufsteller :-)
Severin
Nachtrag: nach Beratung mit meiner Verlobten kommen wir auch auf 3 Eier. (Habe das Ei beim ersten Ei-Bild gesehen, es aber als kein Ei gewertet.)
Gruss Severin und Ramona
P.s. bez. Ei, ist es "ein Ei" oder "ein Eier"???
Guten Tag allseits!
Schön und interessant wie früher schon!
Ich wage mich auch an den Wettbewerb, obwohl ich zuerst überhaupt nichts finden konnte. Bis man es dann wagt, sich alles Rot-Glitzernde als Ei-verdächtig vorzumerken. Dazu kam ich aber nur, weil Gabriel und Severin etwas gesehen haben wollen.
Jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter und glaube das Ei bei den Fahrrädern auf der Fähre zu finden, ohne dass ich es so genau sehe ;-) Unter vorgehalter Hand würde ich dann noch ein fünftes Ei vermuten, die andern drei sind ja gut sichtbar (bis auf eins bei K, das dem Ei auf dem Fahrrad ähnelt).
Ich habe ein Bild noch extra vergrössert und aufgehellt, und doch kein Ei mehr gefunden: hier. Dafür dürft ihr das Bild behalten ;-)
Die Wissenschaftler spekulieren auf ein weiteres grosses Beben über Nord-Chile .... hoffe, dass ihr gut darüber hinwegkommt:
Furcht vor weiterem Mega-Beben in Chile
Knapp sechs Wochen nach einem der schwersten je registrierten Erdbeben in Chile mit der Stärke 8,8 haben Wissenschaftler vor einem weiteren schweren Beben in dem südamerikanischen Land gewarnt. Im Norden hätten sich ähnliche Spannungen im Untergrund aufgebaut wie in der Beben-Region vom Februar weiter südlich in den Regionen Maule und Bío Bío, schreiben der Geologe Paul Madariaga und Kollegen in der neuen Ausgaben des Wissenschaftsmagazins „Science“.
Nach wie vor gebe es aber keine Möglichkeit, ein Erdbeben sicher vorherzusagen, betonen die Autoren: „Die wichtigste Lehre aus dem Erdbeben in der Region Maule ist, dass eine Risikoregion zwar sehr wohl identifiziert werden kann, es aber unmöglich bleibt, den Zeitpunkt vorherzusagen.“
Solche Vermutungen gleichen dem Vogel-Flug, der irgendwann auch wieder zur Landung ansetzt. Da kenne ich denn sicherere Voraussagen ....
Kommt gut darüber hinweg - und Gott befohlen!
Alle, die drei Eier in Serie gefunden haben, liegen richtig. Wir gratulieren Gabriel für seine Schnelligkeit, Severin für seine Hartnäckigkeit und Alois-Erwin für die vermutlich drei richtig identifizierten Eier. Die zwei weiteren vermuteten Eier konnten konnten wir leider nicht finden :-)
@Severin: Wir haben noch nie ein Huhn gehört, das ihr Produkt mit "Ei" oder "Eier" bezeichnete...
Danke für die Antworten!
Das mögliche Ei bei der Kapelle könnte auch ein Blumenkelch sein ... man sieht es nicht so genau.
Auf dem ersten Bild mit Euch Beiden auf dem Baum scheint Marlis mit der Hand etwas zu schützen ... und das könnte auch das Ei sein. Darum schrieb ich "unter vorgehaltener Hand".
Liebe Grüsse
Alois-Erwin
ziemlich paranoid die geschichte... aber lustig. :D
sorry, bin leider etwas im rückstand... hole aber in rasender geschwindigkeit auf.
PS: auf dem strandbild hab ich noch jede menge eier gesehen... ;)
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